CARBURETOR DUNG (Malaysia)

Stell dich bitte vor.

Mein Name ist Joe Kidd, was natürlich nicht mein wirklicher Name ist, aber dieser Spitzname haftet mir eben an seit ich 13 Jahre alt bin. Ich bin im Oktober 36 Jahre alt geworden. Im Moment spiele ich in zwei Bands. Die erste ist Carburetor Dung, die es seit 1991 gibt und sich im Augenblick im Semi-Ruhestand befindet. Die andere heisst Shitworkers und wurde zusammen mit Fendi von C.D. 1994 ins Leben gerufen. In letzter Zeiit haben wir ein paar Konzerte gespielt und planen nun unser erstes Album aufzunehmen. Außerdem betreibe ich das seit 1992 bestehende Label AGE.

Was habt ihr bisher veröffentlicht?

C.D. hat zwei Kassetten veröffentlicht (ein Album und ein Minialbum), erschien auf zahlreichen Sampler rund um die Welt und hat vor ein paar Monaten eine Single in England heraus gebracht. Mit meinem Label habe ich bisher nur 4 Kassetten veröffentlicht. Einschliesslich des C.D. Minialbums.

Was bedeutet euer Bandname?

Ältere Punks erinnern sich vielleicht an den verrückten, amerikanischen Musikkritiker Lester Bangs. Sein Schaffen wurde in einem Buch mit dem Titel ‚Psychotic Reactions and Carburetor Dung‘ zusammen gestellt. Lester Bangs war nicht einer dieser typischen Musikredakteure, er war seiner Zeit voraus und unterstützte alternative, rauhe und gefährliche Bands, statt auf das Chartsfutter abzufahren. Er starb 1979. Ich habe den Namen gewählt, weil ich mag was er geschrieben hat und weil der Name auf die Leute Bezug nimmt, die wie Scheiße behandelt werden, nur weil sie ausserhalb der Norm (der Maschine, the carburetor) leben.

Warum singt ihr in Englisch?

Wir haben mal versucht in unserer Sprache dem Bahasa zu singen, aber es klang lächerlich und seltsam. Das kommt daher, dass ein grosser Teil der jüngerern Generation der Malayen mit einem speziellen, nationalen Lehrplan geschult wurden, der hauptsächlich poetisch, weiche und entzückende Sprache beinhaltet. Im Gegensatz zum indonesischem fehlt der malayischen Malay Sprache (bekannt als Bahasa) ein gewisser Ärger, eine gewisse Wut. Als wir versucht haben in Bahasa zu singen, hörte es sich an, als ob wir grottenschleche, romantische Gedichte singen würden. Ausserdem ist Englisch unsere zweite Nationalsprache, da wir ja damals von den Briten beherrscht wurden. Jeder lernt in der Schule Englisch, weshalb es für uns ganz normal ist Englisch zu sprechen. Heutzutage kommt es mir vor, als ob ich mich ohnehin besser in Englisch ausdrücken kann.

Ihr spielt einen Coversong der Specials. Weshalb hat ihr diesen Song gewählt? Geht es da um die Musik oder auch um den Text?

Ich bin mit den Specials aufgewachsen und liebe ihre Songs. Musikalisch wie textlich. ‚Do nothing‘ stammt von ihrem zweiten Album (das eher relaxte Album) welches nie so berühmt wurde. Vor allem nicht in Malaysia. Wir haben den Text umgeschrieben und damit die politischen Krawalle kommentiert, die vor ein paar Jahren n unserer Stadt stattfanden. Ausserdem ist es eine Reflektion über uns alle, die wir ständig sagen, dass uns Politik in unserem Leben sehr interessiert, dann aber gar nichts tun, um Dinge zu ändern. Wir haben eine Version des Songs von SNUFF gehört und entschieden uns eine ähnliche verpunkte Version zu spielen, ohne dabei an SNUFF heran zu reichen.

Im Song ‚Wide Awake‘ singt ihr über die Medien, die Lügen verbreitet. Gibt es in Malaysia Medien, die die Wahrheit sprechen?

Es ist nicht unbedingt das ‚Wahrheit sagen‘ sondern der Mangel an freier Meinungsäußerung in diesem Land. Die Medien werden restlos von der Regierung kontrolliert. Jeder Fernsehsender, Radiostation, Zeitungs oder Magazin, bebnötigt eine Erlaubnis von der Regierung. Alle Fernsehsender sind zur Hälfte im Besitz von Regierungsleuten und sämtliche Nachrichten sind Regierungspropaganda statt ‚wahrer‘ Nachrichten. Man muss zwischen den Zeilen lesen und davon handelt ‚Wide Awake‘. Ich finde, dass sich viele von uns dazu entschliessen nicht mehr Zeitung zu lesen oder Fernseh zu schauen. Ich selbst finde es besser einen kritischen Blick auf die Medien und ihre Inhalte zu werfen anstatt sie von vorne weg zu boikotieren.

Wo bekommst du die richtigen Information her?

Die richtige Information ist die, die aus einer Vielzahl von Argumenten besteht und keinesfalls einseitig ist, wie sie uns in Malaysia vorgesetzt wird. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an alternativen Medien im Malayischen Internet, welche sich kritisch mit der Regierung auseinandersetzten. Es ist die einzige Möglichkeit die Politik der Regierung und die sonstigen Nachrichten aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Natürlich muss man trotzdem noch zwischen den Zeilen lesen aber immerhin gibt es einen Weg für andere Meinungen.

Erzähl mir bitte von den frühen Tagen der Malayischen Punkszene.

In den Anfangstagen war (und eigentlich ist sie es heute noch) die Malayische ‚Underground‘ Musikszene auf den Central Markt (CM) konzentriert. Es war eher eine Thrash/Death Metal Szene als eine Punk oder HC Szene. Punkbands tauchten erst ab 1990 auf. Aber es war eine super Gemeinschaft, weil alles so klein und eng verstrickt war. Wir spielten ständig mit Metalbands zusammen und es gab keinerlei ideologischer Barrieren wie heutzutage. Aber natürlich hängten sich viele der alten Bands an den Mainstream und verliessen die Szene.

In Deutschland ist die Punkrock Szene hauptsächlich in der Mittleklasse angesiedelt. Aus welcher Schicht stammen die Malayischen Punks?

Nun, in Malaysia gibt es nicht wie in Deutschland eine lange Geschichte von Klassenteilung und Arbeitertradition. In Malaysia funktioniert die Unterteilung der Gesellschaft nicht nach einem einfachen Klassensystem. Im Gegensatz zu Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern war Malaysia nie eine industiralisierte Nation. In einem Land, welches von Landwirtschaft getragen wurde, hatten wir die feudale Trennung in Herrschende und das Volk, die allerdings beendet wurde, als wir die Unabhängigkeit von den Briten erreichten und eine parlamentarische Demokratie errichteten.
Im Moment besitzen alle mehr oder weniger den selben Stand. Der Hauptunterschied ist heutzutage die Möglichkeit Bildung zu erlangen. Seit vielen Jahren wird das Malaysische Volk durch die zwei Ausbildungssysteme getrennt. Eines ist die Privatschule, das andere die staatliche Schule. Normalerweise sind die Privatschulen mit ihren besseren Lehrplänen, besseren Lehrern usw. priviligiert. Sie erzeugen eine nach der anderen Generation von höher Gebildeten, die beruflich viel weiter aufsteigen, als viele von denen in den staatlichen Schulen, die meisten als Staatsbedienstete enden.
Eine andere Trennung ist die Sprache. Es ist hier nicht selten der Fall, dass man einen besseren Job bekommt, je besser man Englisch spricht. Und wo bekommt man seine guten Englischkenntnisse her? Natürlich von den Privatschulen. Das ist also die Linie, die gezogen werden kann. Wie gesagt hat das eigentlich nichts mit Klassen, Schichten oder Ständen zu tun.
Für viele von uns spielt Bildung und Wissen eine sehr grosse Rolle. Nicht weil wir uns auf ein Leben als Geldverdiener vorbereiten wollen, sondern weil wir unsere Lebenserfahrung dafür benutzen wollen um unsere Ziele und Lebensvorstellungen durchzusetzen. Es ist schwer zu sagen aus welcher Bevölkerungsschicht die Punks stammen. Alles was ich sagen kann ist, dass es in den letzten Jahren eine Zuwachs an ‚Underground‘ Kids in den Universitäten und Schulen gab. Was allerdings nicht bedeutet, dass die Punks hier irgendwie klüger sind als der Rest der Bevölkerung, den so oder so ist das Malayische Ausbildungssystem grosse Scheiße.

Gibt es denn auch richtig arme Punks? In Deutschland gibt es zum Beispiel Punks die in den Städten herumhängen und um Geld betteln. Gibt es ähnliches auch in Malaysia? Was hälst du von solchen Leuten?

Also arme Punks gibt es hier nicht. Es gibt einige, die nicht arbeiten wollen und deshalb ein selbstverschuldetes ‚armes‘ Leben führen. Manche würden sogar auf der Strasse schlafen, aber wirklich arm sind sie nicht. Es geht da nur um die Tatsache, dass sie nicht arbeiten wollen. Es ist ihre Wahl so zu leben und deshalb müssen sie mit den Konsequenzen einen niedrigen Lebensstandart zu haben, leben. Meisten leben diese Leute von ihren Eltern oder ihren Freunden und das kann ich natürlich überhaupt nicht leiden. Im Gegensatz zu zum Beispiel England, wo man Stütze bekommt, gibt es hier kein Sozialhilfesystem. Hier muss jeder arbeiten. Es sei denn er ist behindert oder zu alt. Und Jobs gibt es genug, selbst wenn viele dieser Arbeiten einfach Scheiße sind. Ich finde das ist keine Entschuldigung für gesunde Leute nicht zu arbeiten und von ihren Freunden oder Familien zu leben. Ich verstehe es, dass viele Anarchopunks denken, dass der Staat ihnen ein Leben schuldig ist und sie deshalb alles daran setzten um von Sozialhilfe zu leben. Wenn diese Leute im selben Moment ihre Energie dazu verwenden würden, um Dinge wie FNB, Gemeinschaftsarbeit, etc. zu unterstützen, dann fände ich das gut. Aber solang sie leben ohne der Gesellschaft in irgend einer Form Energie zurück zu geben, dann sind sie für mich eigentlich nur Parasiten. Warum? Weil sie von den Menschen leben, die sich tatsächlich den Arsch aufreissen um ein gutes, produktives Leben zu führen. Ich denke auch, dass Sozialhilfe die Leute dazu bringt faul zu werden und ihr wahres Potential an Idealismus und Kreativität oder was auch immer, nicht zu erkennen. Ich höre immer wieder, dass die meisten Leute nur rumhängen, sich glücklich fühlen und aufhören zu leben.

Im Booklet eurer Kassette schreibt ihr: ‚Minimiert eure Beteiligung an ihrer Kultur der Ausbeutung‘. Sprecht ihr da von Amerikanisierung oder Konsum im allgemeinen?

Ich denke von mir selber, dass ich ein ganz normaler Mensch bin, der sein Leben im betäubenden Griff des Kaptialismus führt. Ich bezeichne mich selbst nicht als Anarchist, Sozialist oder sonstwie. Ich bin einfach nur ein ganz normaler Mensch mit all seinen Fehlern, Widersprüchen und Schwächen. Ich arbeite für meine Miete und mein Essen, was mich davon abhält andere Dinge zu tun, die ich gerne machen würde. Im besonderen Musik, Schreiben und Kunst. Als normaler Mensch mit meinem noramlen Fernseher, Zeitungen und Magazinen werde ich ständig mit attraktiver, blendender Werbepropaganda und politischen Manövern bombardiert. Die endlose Promotion zugunsten des blinden Konsums und der Steigerung der Ignoranz. Das ist es, was ich als ‚Kultur der Ausbeutung‘ bezeichne. Das ist nicht nur ein Amerikanisches Phänomen, den dazu ist es viel zu universell. Wenn man in einem kapitalistischem System wie dem unseren lebt, hat man keine Möglichkeit sich vollständig von diesem zu lösen. Es sei den du gründest eine Selbstversorgergemeinde im Dschungel von Borneo. Aber dann warte ab, bis die Bulldozer kommen...Der einzige Weg um sich zu wehren und zurück zu schlagen ist es, seine Ansprüche herabzusetzen, seine wirklichen Bedürfnisse zu erkennen und sich weit möglichst aus dem Konsum und der Beteiligung an diesem System heraus zu halten.

Was tust du, um deine Beteiligung zu minimieren? Was wäre das Ziel deiner Bemühungen?

Ich sehe das viel Leute leben und dabei solch übertriebene Vorstellungen von lebensnotwenidgen Dingen haben und dabei immer noch nach mehr und immer mehr schreien, ohnen dass ihnen dieses wirklich noch irgendwelche merklichen Vorteile bringen würde. Ich sehe auch, dass sich viele Leute an die ‚Trendkultur‘ verkaufen, was nichts anderes bedeutet als die eigene Unsicherheit auszunutzen zu lassen. Diese Menschen sollten das erkennen und Grenzen setzen, um zwischen wirklichen Bedürfnissen und ‚Lüsten‘ zu unterscheiden. Mein Ziel ist recht schnell erklärt. Ich möchte, dass die Menschen hier vorsichtiger werden und über die Dinge, die ihnen vorgesetzt werden nachdenken. Es gibt hier so viele Leute die einfach blind das tun, was ihnen gesagt wird. Ich möchte sensible Entscheidungen statt blinder Akzeptanz.

Im Booklet steht auch: schöne Grüße an alle echten Szeneleute (DIY oder nicht). Macht es für dich wirklich keinen Unterschied ob jemand im Sinne von DIY handelt oder nicht?

Im Gegensatz zu vielen Leuten, die sich selbst in eine Gruppe von Leuten zurückziehen und sich dann entweder ‚Anarchopunks‘, ‚Veganer‘ oder ‚Straight Edger‘ nennen, sehe ich mich selbst als einen unter vielen, der in dieser völlig normalen Gesellschaft lebt. Ich habe keine Lust wegzulaufen und mich von dieser Welt zu verstecken. Ich bin hier und ich werde hier mein Leben leben. Ich nehme es an und versuche Dinge zu ändern, die ich nicht für gut halte. Ich steure meine Ideen und meine Kraft dazu bei, diese Welt zu verbessern.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet, kann ich die Leute, die nicht im DIY Sinne agieren, nicht aus meinem Leben verbannen. Die Bedeutung von DIY ist ohnehin immer unterschiedlich. Es kommt immer darauf an, welches Individuum damit in Verbindung gebracht wird. Wie also sollte man eine klare Linie ziehen? Ja, DIY ist mir sehr sehr wichtig aber ich streube mich dagegen es als noch eine Mauer zu sehen, die mich einschließen soll.
Es gibt doch genügen Leute, die in ihrer eigenen Weise ehrlich, aufrichtig und vertrauensvoll sind. Manche von denen haben sogar die selben Vorstellungen und Ziele wie all dieser DIY-Punks. Sie tragen eben nur nicht diese Uniform und verhalten sich nicht so, wie wir es tun. Ich glaube, dass die Menschen sich oft in völlig unterschiedliche Richtungen bewegen, aber trotzdem genau das selbe Ziel haben.
Und selbst wenn sie mit dem Teufel spielen, mit ihrer ‚Mainstream‘ Existenz erreichen sie vielleicht viel mehr Leute, als wir es uns jemals zu träumen wagen. Und vielleicht haben sie auch einen Einfluss auf diese Leute. So lange sie aufrichtig bleiben und wünschen eine bessere Welt, ein besseres Leben für uns alle zu schaffen, dann bin ich auf ihrer Seite.

Du betreibst auch ein Label. Erzähl doch mal ein bisschen.

Es ist eines dieser einfachen, kleinen DIY Label. Es besteht seit den frühen 90er Jahren aber ich muss sagen, dass ich sehr wenig veröffentlicht habe. Ich bin nicht der beste Manager und verliere deshalb immer Geld und so. Es gibt also wenig Veröffentlichungen, die alle in großem Abstand zu einander erschienen.

Deine Veröffentlichungen hatten immer völlig verschiedene Stile. DAMAGE DIGITAL unterscheiden sich zum Beispiel komplett von CARBURETOR DUNG oder den PILGRIMS. Ist die Szene in Malaysia nicht in Crust, Punk, Oi!, Hardcore, usw. aufgeteilt, wie in Europa oder Amerika?

Wahrscheinlich bin ich einfach nur einer dieser seltenen Typen, die in Punkrock mehr sehen als nur einen einzigen Musikstil. Ich höre sehr viel verschiedene Arten von Musik und das Label spiegelt einfach meinen Geschmack wieder. Natürlich gehört mein Herz hauptsächlich dem Punkrock aber ich habe keine Lust dazu Punk als etwas streng definiertes zu sehen. Deshalb halte ich Ausschau nach Bands, die versuchen ein bisschen anders zu sein als der übliche Stil. Als Punkrock in den späten Siebzigern entstand gab es zahlreiche Stile und es veränderte sich durch herumexperimentieren ständig etwas daran aber heute hat Punk oder Hardcore einen Punkt erreicht an dem man sich mit einem sehr beschränkten Mass an Kreativität begnügt. Das ist beschissen! Ich mit Punkrock auf, der ständig sich ständig weiter entwickelte und bewegte. Heute ist daraus ein weiteres statisches Ding geworden, was deinen Musikgeschmack nicht herausfordert.
Heute habe ich mir diesen klassischen Sampler ‚This is ALF‘ angehört, der seinerzeit von Mortarhate Records veröffentlicht wurde. Dort sieht bzw. hört man mal wie sich alle beteiligten Bands kreativ betätigen um Punkrock neue Bereiche zu öffnen. Das ist es, was diese Bands so herausragend machte und was ihnen den Erfolg bescherte. Heutzutage kann ich zu Konzerten gehen und alle Bands haben genau den selben Sound und sehen auch noch gleich aus – sehr traurig. Weißt du, ich könnte zum Veranstaltungsort gehen, mir eine Band anschauen und wieder gehen, denn ich weiß ja ganz genau, wie die anderen Bands waren. Ist das Punkrock? Wenn ja, dann will ich eigentlich kein Teil von Punkrock mehr sein.

Was denkst du sind die grössten Unterschiede zwischen der Szene in deinem Land und der westlichen Punkszene?

Viele Leute der Asiatischen Rockszene schauen zu Amerika, England und Europa auf. Sie erhoffen sich Inspiration und Wegweiser. Sie denken, dass die westlichen Punks, die ‚echten‘ Punks sind und vergessen dabei manchmal, dass es Gebiete gibt welche völlig andere Herangehensweisen und Sichtweisen erfordern als in der westlichen Welt.
Außerdem fördern manche Leute diese ‚Heldenverehrung‘ indem sie eben alles nur als eine Teenagerphase sehen, oder sich zumindest so verhalten. Manche der sogenannten Anarchopunks verhalten sich genauso wie ein gewalttätiger Mob von Holzköpfen. Wie auch immer Punkrock Stile sind, hier wird oft alles nur als Mode gesehen. Ich bin mir sicher, dass das andernorts nicht anders ist. Ich selbst mag einfach nette und ehrliche Leute. Mir ist es wirklich scheißegal ob jemand Punk ist oder nicht. Ein Arschloch ist nunmal ein Arschloch, egal ob Punk oder Hardcore oder was auch immer daraufsteht.

Hat der Islam einen grossen Einfluss auf Punk und Hardcore? Soweit ich weiß gibt es zahlreiche Gläubige in der Malayischen Punkszene. Was hälst du davon?

Die meisten Leute in der Szene sind Moslems und lass dir da bloss nichts anderes erzählen. Ich bin Moslem und glaube an die Existenz von Gott. Mein Problem mit Religion ist sicher nicht Gott, sondern die Organisation der Religion. Diese sinnlosen Regeln, die Unterdrückung und all der ganze andere Scheiß. Wie auch immer, viele Leute in der Malayischen Szene sehen die Dinge nicht so!!! Sie sind viel zu verwirrt und verängstigt als dass sie die Idee der Punkrock Befreiung mit dem Islam konfrontieren würden. Sie schweigen sich also über den Widerspruch aus Punk und gleichzeitig Moslem zu sein. Eine einfach Methode den Dreck unter den Teppich zu kehren.

Erzähl mir bitte etwas über die Nazibands in Malaysia. Vor welchen Gruppen müssen wir uns in acht nehmen?

Elemente des Nationalsozialismus, Faschismus und Rassismus begannen sich in der lokalen Punkszene durch die Ankunft solcher Filme wie ‚Romper Stomper‘ zu festigen. In der Presse gibt es auch beständig Sensationsberichte über Neonazis in Europa und den USA. Dies trägt zur Entwicklung der Nazis, die es seit 1996 gibt bei. In den letzten Jahren gab es immer wieder ‚Punk‘ Bands mit Irokesen und Lederjacken (und das bei der knallheißen Sonne) die Hakenkreuze auf ihrer Kleidung trugen. Sie haben ihre eigenen Cliquen und veranstalten ihre eigenen Konzerte, selbst wenn das heutzutage äußerst selten ist.
Für manche von uns sind das einfach nur Modepunks die denken, dass Hakenkreuze cool sind. Allerdings gibt es durchaus ernst zu nehmende Anteile an ‚Malaypower‘ in manchen dieser Bands. Weiterhin gibt es auch Skinhead und Oi!-Bands mit nationalistischen Tendenzen. Ich habe schon oft Gerüchte gehört, das diese Nazipunks und ‚Malay-Power‘-Skinheads Immigranten aus Bangladesh oder Pakistan verprügeln. Vor zwei Jahren habe ich gehört, dass in Singapur zwei Inder von solchen Typen umgebracht wurden.
Hier also mal eine Liste an Bands von denen man seine Finger lassen sollte, da es Nazipunks sind, die sich selbst als ‚Northern Riot bezeichnen. Die Bands sind folgende: The Expired, Acid Rain, Spider War, GAS, Lunatic Chaos, The Karatz, The Conclusion, The Revolt, Social Silent, The Confute und mehr. Das sind mal die Bands, die ständig Konzerte machen. Im Bereich ‚Nationalistische Skinheads‘ ist wohl The Official aus Johor Bahru im Süden die wichtigste Band. Es gibt noch mehr solcher Bands, man sollte generell besonders vorsichtig sein, wenn man es mit Skinheadbands zu tun hat. Natürlich gibt es hier auch coole Skins in Kuala Lumpur.

Kommen wir mal zurück zu deinem Label? Was für Auflagen produzierst du und wo verkaufst du die Tapes?

Ich vertreibe meine Kassetten in allen Plattenläden im ganzen Land nur nicht bei TOWER Records oder anderen dieser großen Musikgesellschaften. Um das zu schaffen muss ich mindestens 1000 Stück pro Tape herstellen lassen. CARBURETOR DUNG hat allerdings mehr als 1000 Kassetten verkauft. Das erste Album welches 1993 erschien hat sich mehr als 10000 mal verkauft. Unser derzeitiges Album ‚The Allure of Manure‘ hat sich bisher 4000 mal verkauft. Sieht so aus, als hätten wir etwas richtig gemacht. Ich verkaufe die Kassetten auch auf Konzerten und durch meinen Mailorder, wo es die Kassetten fast zum halben Preis des üblichen Ladenverkaufspreises gibt. Leute aus dem Ausland können Kassetten für 5 US Dollar inklusive Porto bestellen.

Was hast du für Pläne mit dem Label?

Wie ich schon vorher sagte bin ich ziemlich schlecht darin mir Zeit und Arbeit einzuteilen, deshalb werde ich das Label mit Hilfe von ein paar Freunde neu strukturieren. Wir werden keine hohen Auflagen mehr produzieren, da das einfach zu viel Geld verschlingt. Wir werden mehr Kassetten produzieren aber in geringeren Auflagen. Wenn wir früher 1000 Stück machten, denn werden wir uns jetzt auf 500 oder 300 beschränkten. Als nächstes kommt das Album der Shitworkers und eine Kassette der argentinischen Band Fun People. Außerdem werden wir das nächste Album der englischen Band ‚Annalise‘ machen. Wenn ihr tolle Bands kennt oder als Label mit uns zusammen arbeiten möchtet, dann meldet euch einfach.

So, vielen Dank für dein Interesse an meinen Gedanken. CARBURETOR DUNG’s ‚Sheepfarming in Malaysia‘ 7“ ist im Tausch gegen anderes Zeug bei uns erhältlich oder kann für 3 US Dollar bei unserem guten Freund Ben in London bestellt werden. Seine Adresse lautet folgerndermaßen: HIDEOUS RECORDS, PO BOX 22016 Brixton D/O, London SW2 2WE, UK. Oder schreibt ihm erst: staraflegma@hotmail.com

Unsere Adresse ist:

Joe Kidd, 14A Bukit Ceylon, 50200 Kuala Lumpur, Malaysia

dungboy@rocketmail.com

http://dungpeople.port5.com

Grüße an alle!