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APATIA NO / PROTESTERA split-EP (www.geocities.com/apatiano)
Wer hätte es gedacht, dass diese Single tatsächlich nochmal das Licht der Welt erblicken wird. Ich glaube 2 Jahre stand das Ding in den Startlöchern und endlich ist es soweit. APATIA NO mit 4 Songs die mit den Aufnahmen für ihre LP ‘El ruido de antes...’ entstanden und dementsprechend fetzig produziert sind. Absolut fetter Anarcho Crustpunk mit ordentlichem Grind Einschlag. Dazu wirklich klasse Texte, die sich mehr und mehr von direkter Agitation hin zu persönlicher Reflektion hin bewegen. Vier großartige Songs, die wirklich ihresgleichen suchen. Dazu gibt es ein fettes Booklet mit allen Texten, Übersetzungen, Kommentaren und Infos.Nun aber zur Flip-Seite, die von den Schweden Protestera bestritten wird. Diese haben ja schon durch ihr unsägliches ‘Burn Israel Burn’ Geplapper so manches Juze und autonome Zentrum in Wallung gebracht. Lange ist es her, irgendwelche Diskussionen gab es auch und scheinbar zeigte sich die Band etwas einsichtig... Nichtsdestotrotz gibt es für mich an Protestera einiges zu kritisieren. Ihr Song ‘De maste bort’, der musikalisch einwandfreien geilen Hardcorepunk bietet, handelt von ‘den Reichen’ die uns beherrschen und unsere Umwelt zerstören. Kurz stehen ‘die Reichen’ für all die schlimmen Auswirkungen, die der Kapitalismus tagtäglich hervor bringt. Kein Wort wird jedoch darüber verloren, dass ein jeder Mensch dieser Gesellschaft Teil des kapitalistischen Systems ist und diesem System auch nicht entflieht oder es gar angreift, wenn er seine Platten auf einem kleinen Punklabel veröffentlicht. Denn jedes Label arbeitet nach den selben kapitalistischen Regeln. Wer jedoch das Bild des ‘Großkapitalisten’ gegen das ‘Ideal des revoltierenden Punkers’ stellt, der macht sich mit dieser schwarz/weiss Gestaltung seiner Realität höchstens noch lächerlich. Völlig verkürzt wird hier nicht der Kapitalismus als System kritisiert, sondern auf das ‘böse böse Kapital’ und die ‘bösen Kapitalisten’eingedroschen. Platter und phatetischer kann man sich ja kaum noch als ‘Gut-Mensch’ konstruieren. Wenn dann auch noch wie bei Protestera der Song, der übersetzt ‘We must get rid of them’ heisst mit einem Schuss endet, dann fühle ich mich all zu sehr an stalinistische PolPot Verehrer erinnert, die das Übel dieser Welt einfach ausmerzen wollen. Als ob der Kapitalismus durch ein paar tote Bonzen aus der Welt geschafft wäre. Militanz in allen Ehren, aber mit dieser kruden Mischung aus ‘jugendlichem Übereifer’, ‘Black Block Romantik’ und undifferenzierter Weltanschauung, kann man bei mir keinen Blumentopf gewinnen. Das hat für mich auch nicht mehr viel mit Anarchismus zu tun, birgt es doch Verachtung für Menschen in sich. Und wie bitte kann man ernsthaft behaupten Anarchist zu sein und gleichzeitig Menschen verachten? Protestera präsentieren sich also insgesamt nicht wie die vielbeschworene Speerspitze der ‘Politpunk-Szene’ sondern wie ein Haufen unreifer Gören, die kaum eine Minute über die von ihnen fabrizierten Texte nachdenken. Denkt mal drüber nach: NO GODS, NO MASTERS, NO HEILIGE KÜHE DER PUNKSZENE! (TOP)

BOOM BOOM KID / FUN PEOPLE - split-EP (www.funpeople.com.ar)
Diese Split-EP habe ich auf dem Konzert von Boom Boom Kid erworben... eigentlich nur aus dem Grund, um meine Lateinamerika-Sammlung zu vervollständigen. Wer hätte denn erwartet, dass eine EP, die so ein beschissenes Cover hat so gut sein kann. Der Boom Boom Kid Song ‘no valores’ knallt ganz gut. Fetziger Hardcore alter Schule, dem man anhört, dass er in irgendeiner Küche aufgenommen wurde. Die Flip-Seite allerdings ist der albsolute Knaller. Fun People covern the SMITHS und sind dabei so genial (und auf spanisch), dass mir keine orginales SMITHS Stück einfällt, was an diese Hymne ‘reel around the fountain’ herankommt. Der Sänger klingt so zuckersüss, dass meine Mitbewohner mir nicht glauben wollten, dass es sich tatsächlich um einen männlichen Sänger handelt. Okay, unsere knallharten Punker werden mit derartigen Popsongs nichts anfangen können, aber wer sich das Gefühl ‘bei Regenwetter unsterblich verknallt zu sein’ immer wieder von Platte reinziehen will, der liegt hier genau richtig! Ganz grosse Klasse!! 
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BURNED ALIVE - st CDR (www.myspace.com/kotzetapes)
Und hier die nächste Bombe aus Südostasien. Aus Thailand gibt es ja wahrlich nicht wirklich viel an Punkmusik, die den weiten Weg nach Europa schafft. Im Vergleich zu Malaysia, Indonesien und den Philippienen scheint die Szene vor Ort noch immer in den Kinderschuhen zu stecken. Um so erfreulicher, dass es doch ein paar Bands gibt, die Aufnahmen machen und den internationalen Kontatk pfelgen. Burned Alive lassen gleich an ihrem Schriftzug erkennen, dass sie keinen Sonnenschein-Musik machen, sondern eher von Discharge und Konsorten beeinflusst sind. Allerdings haben sie lediglich Proberaumaufnahmen, die von der Produktion eher dünn sind und dementsprechend keinen durchschlagenden Nietencrust bieten. Hier geht es eher in die dreckige Chaospunk Richtung mit verzerrten Gitarren, verzerrtem Gesang und verzerrtem Schlagzeug. Kurzum, alles ist verzerrt, energetisch, angepisst und wild. In sechs Songs, die mit Sicherheit live eingespielt sind, wird hier ein räudiger, dreckiger Punk entfesselt, der kratzig, sperrig und primitv alles in Grund und Boden drischt. Für Freunde von Freejazz, Singer/Songwriter-Dreck und sonstige Weichspülerfans ist das garantiert nichts... auch nicht für Freunde von guter Produktion und Aufnahme. Hier ist einfach nur rüder, primitver Punk geboten. Leider gibt’s zur CD-R keine Textbeilage und auch keine sonstigen Infos, aber die Songtitel ‘After the war’, ‘Vision of War’, ‘Victims’, ‘Hiroshima nightmare’, ‘Burned Alive’ und ‘In agony’ dürften schon genug aussagen, um euch eine ungefähre Vorstellung von der textlichen ‘Vielfalt’ der Band zu vermitteln.
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CANVAS - st CD (www.myspace.com/foundacanvas)
No idea if this band is around for a long time or if this is just their first release. If you listen to it it seems as if the band played together for a long time but still keep the energy of a brand new project. 6 songs of very well played modern hardcore with raw edges and lots of dynamics. This is an Argentinian band even though they scream and sing mainly in English. The band plays fast forward and aggressive hardcore but with a slice of punky and catchy parts which are underlined by nice chorus and excellent melodic guitar work. Anyway the songs stay raw and brutal enough to make this record a pleasure to listen to. Especially the rough and pissed voice is catching me. Sometimes the band reminds me of the early recordings of American Nightmare but it sure has enough originality to avoid that you feel bored. In contrary! Canvas is adding enough raw and direct energy to stand out from the masses of hardcore bands. It's a prefect mixture of hardcore and violent screamo spiced up with a raw but good production. Very well done!
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COJOBA - mas alla del cielo CD (www.myspace.com/cojobapunk)
Aus dem Nichts trudelt hier die neue CD der besten Band Puerto Ricos ein. Schon seit 1995 sind Cojoba aktiv. Mittlerweile hat es die Band zu einer beachtliche Anzahl an Aufnahmen und Veröffentlichungen gebracht. Aber irgendwie wirken sie dennoch wie ein heißer Geheimtip. Hier also das neuste Machwerk, welches einmal mehr von der unglaublichen Stimme der Sängerin Taina lebt. Wahnsin... da könnte man auch die allerletzte Kellercombo dazustellen und trotzdem würde mir diese kräftige, faszinierende Stimme eine Gänsehaut zaubern. Taina kann wirklich singen und nutzt die Vielfalt ihrer Stimme um sowohl düstere und melancholische Songs, als auch wütende und schnelle Songs perfekt zu untermalen. Die Band lebt allerdings nicht von dieser Stimme allein. Cojoba merkt man an, dass hier keine uninspirierte Musiker am Werk sind. Mit viel Fingerspitzengefühl und Drive werden hier 15 mitreissende und wild Songs gespielt, die eingängig und abwechslungsreich direkt ins Kleinhirn übergehen. Der dreckig-brazige Gitarren-Sound gefällt mir dabei besonders gut. Cojoba geben alles und legen abermals eine tolle CD vor, die nahtlos an die großartigen Vorgängeralben anschließt. Bei dieser grandiosen Band, die zudem das Herz am richtigen Fleck hat kann man gar nix falsch machen! 
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DEMENCIA - st EP (insurrekto@yahoo.es)
Endlich mal wieder eine 7” aus Kolumbien, dem Land in dem ja schon in den späten 80ern/frühen 90ern der absolut hammercoole Punkrock gespielt wurde. Und Demencia knüpfen genau dort an, wo Bands wie Fertil Miseria, Ira, Bastardos sin Nombre, Ataque de Sonida, etc. aufgehört haben. Superdreckiger, down-tuned Krachpunk mit verzerrtem, kreischendem Gesang und sich überschlagenden Songstrukturen. Diese Single ist wirklich der Hammer. Es gibt keine Infos zur Band, keine Songtext, keine Songtitel - einfach nichts. Ein lumpig kopiertes Blatt mit beknackten Zeichnungen und den Infos, dass Demencia aus Bogota stammen und aus zwei Personen bestehen. Diese zwei Typen lassen es dafür so richtig krachen. No-future Punk Noise wie er besser kaum sein könnte. Der Gesang ist ein einziges Inferno aus verzerrtem Hall und extrem wütenden Geschrei - hört sich eher nach einer Frau an, als nach zwei Typen. Dazu gibt es einer scheppriges Schlagzeug und krass dreckige Gitarren. Das ganze in einem rüden aber wuchtigem Sound, der keine Wünsche offen lässt. In insgesamt 14 Minuten wird hier wirklich der wütendste Punkrock gespielt, den ich seit lange gehört habe. Unfassbar, dass es heutzutage noch solche Bands gibt. Da halten nichtmal die alten Aufnahmen von Schleimkeim mit – ehrlich!! 
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DESIDIA - demo CD-R (www.myspace.com/desidiadelahumanidad)
Desidia is a pretty new band from Buenos Aires which follows the steps of such great bands as Fall of Efrafa, Asidio or Down to Agony. This is completly down tuned, heavy and apocalyptic sludge crust. Desidia develope their force in three slow, dark and brutal songs which evolve from atmospheric parts to raw crust break outs. Instead of arty and psychodelic song structures they stick with basic and depressive heaviness and deep growling voice. Even the fast and exploding parts keep the sleazy and dark edges but sometimes open the way for melodic sparks. But in general the dark and furious depression rules these recordings and makes it a blast! Obviously Desidia isn't singing about love and happiness but about the social nightmare we all are living in. It's pretty great and will fit very well into your collection if you love the above mentioned bands. Only the cover artwork seems to be a little bit average as it combines again images of flying birds, graves and fracture type. I guess if seen this before several times...  but anyway this still remains a wonderful DIY demo with a little booklet,silkscreen printed digipack and lot's of passion!
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DISCARGA - que venha abaixo EP (www.perculiodiscos.com.br)
Auch Discarga aus Brasilien haben schon mal ein Scheibchen auf 625 veröffentlicht, was für den ein oder anderen schon ein Qualitätsurteil ist. Und tatsächlich kann mich auch diese Band, die übrigens auch schon in Europa auf Tour war, überzeugen. Schneller Hardcore, der klingt wie eine Mischung aus altem Brasilienpunk und amerikanischen Old School Größen a la Black Flag. Das ganze dann natürlich auf 45upm abgespielt! Es ist wirklich ein Freude dieses Scheibchen zu hören, denn Discarga verzichten auf stumpfes Geklopfe und überzeugen lieber durch Breaks, Tempowechsel und schöne Old-School Chöre. 7 Songs inklusive Septic Death Cover. 
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DISTRESS / DISKELMÄ - split-EP (c_ml.hc@email.cz)
Bei zwei Bands mit einem ‘Dis’ im Namen wundert es nicht wirklich, dass auch das Cover im ‘Dis’-Stil gehalten ist. Patronengurte, Totenköpfe, Nieten. Naja, innovativ ist sowas nicht. Aber noch immer gibt es genug Fans, aber eben auch gute Bands, die das Erbe von Discharge weiter pflegen. Natürlich ist man mittlerweile auf einem ganz anderen Stand von Produktion, als 1981. Dementsprechend rappelts im Karton, wenn diese Bands aus Russland (Distress) und Finland (Diskelmä) aufs Gaspedal treten. 3 mal darf jeder zuschlagen und bereits nach der Distress Seite muss ich tief Luft holen. Wirklich fetter und mitreissender D-Beat Punk in brachialer Härte. Down-tuned Gitarren und apokalyptisches Schlagzeug untermalen hier eindrucksvoll die rausgebrüllten Texte. Eine wirklich coole Band mit einer Heavyness, die so manche deutsche Punkband wie eine lächerliche Schülerband erscheinen lässt. Die Texte sind knapp aber unmisserverständlich. Sie richten sich gegen Pseudopunk und Kommerz. Hm, kein Song über den Krieg?? Komisch. Aber dafür gibt’s ja noch Diskelmä, die gleich beim ersten Song wieder alles ins Lot rücken. Hier geht es textlich wieder um Krieg, Gewalt und die Aussichtlosigkeit unserer Generation. Obwohl also textlich nicht gerade die Welt auf den Kopp gestellt wird, rotzt ihr D-Beat Punk angenehm durch die Boxen. Nicht so heavy wie Distress wird hier eher eine schnelle und sirrende Gitarre (mit kurzen Soli) in den Vordergrund gerückt. Die fette Produktion und die rasante Geschwindigkeit lassen keine Wünschen offen. Hier kommt jeder auf seine Kosten, der von lahmarschigen D-Beat Kapellen gelangweilt ist. Power, Power, Power! 
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LOS DOLARES - nunca el olvido EP (www.myspace.com/losdolares)
Los Dolares aus Venezuela haben einen ganz schön weiten Weg hinter sich. Nicht nur, dass die Band nun mit Sack und Pack in Barcelona angesiedelt ist, nein auch musikalisch hat sich hier so viel getan, dass man eigentlich nicht glauben möchte, dass es immer noch die gleiche Band ist. Ich erinnere mich noch deutlich an ihr erstes Tape, als die Band noch melodischen Punkrock mit gesungenen (!) Texten produzierte. Im Vergleich zum heutigen Sound möchte man geradezu von einer Kindergarten-Kapelle sprechen. Denn deutlich haben all die spanischen Crusties auf die Venezuelaner abgefärbt. Hier gibt es demnach ein derbe düsteres Hardcore Brett mit deutlichen Anleihen von Ekkaia, Cop on Fire, Leadershit, etc. Tiefer, düstere Hardcore mit einer immer mal wieder aufschreienden Gitarre und heiser gebrüllten Vocals. Zum Glück versinkt die Band aber nicht in depressiver Rebellengeste sondern bleibt sich thematisch treu. Hier gibt es angepisste Attacken auf den Kapitalismus und Reflexionen über die Geschichte Latein Amerikas. Verpackt in einen nach vorne treibenden, grollenden Hardcore Sound, der Tragedy wie eine melodisch Kirmeskapelle wirken lässt. Zur 4 Song Single gibt es die Textübersetzungen plus ein kleines Poster. 
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DOMESTIK DOKTRIN - st EP (combat_wounded_vegetarian@hotmail.com)
Erschien auf 625 Trash... Wenn sich ein amerikanisches Label dieser Größenordung einer indonesischen Fastcore Band annimmt, dann kann man ja eigentlich sicher sein, dass diese Gruppe einiges auf dem Kasten haben muss. Und tatsächlich sind Domestik Doktrin derzeit sowohl inhaltlich als auch musikalisch wohl eine der besten Bands aus Indonesien. Im Gegensatz zu vielen Gruppen aus Südost Asien befassen sie sich mit Themen aus ihrer direkten Umwelt und nicht mit abstrakten ‘Kein Krieg’-Texten. Und so kommt diese 9 Song EP nicht nur inklusvie aller Texte sondern auch mit ausführlichen Erklärungen auf indonesisch und englisch. Die Musik ist rasend schneller Hardcore mit hektischem Schlagzeug, kreischigem Gesang und verzerrten Chören. Das ganze ist jedoch treffsicher und astrein eingespielt. Es gibt also keinen verwaschenen Fastcore, bei dem einfach nur draufgeprügelt wird, sondern gut durchdachte Songs mit ausgereiftem Songwriting. Eine sehr gute Scheibe, die dank des Labels auch in Europa gut erhältlich sein sollte!! 
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FUN PEOPLE - Angustia, No, No 10” LP (gasrecords@gmx.net)
Tja, Fun People habe ich lange Zeit ziemlich vernächlässigt. Ihre früheren Aufnahmen haben mir nur zum Teil gefallen und wenn man in Süd Amerika Fun People gut findet, dann hat das in Anarchokreisen fast den selben Charakter, als wenn man in Deutschland ein paar Bauwagencrusties von den Toten Hosen überzeugen wollte. Tatsächlich werden Fun People aus Argentinien in ganz Lateinamerika abgehypt und viele Leute rümpfen die Nase, wenn von dieser ‘Sell-Out’-Band gesprochen wird. In Europa verkauft sich die Band tatsächlich immer als anarchistische Hardcore Band und gibt sich dementsprechend DIY-mässig. Wie dem auch sei... ich lass diese ganzen Geschichten mal außen vor, denn als ich Fun People unter dem Namen BOOM BOOM KID (so der Name des Sängers, der in Europa tourte und auch hauptsächlich Fun People Songs zum besten gab) in Freiburg live erlebte, war ich ziemlich begeistert von dieser Band und vor allem von ihrem Sänger, der mal wirklich Entertainerqualitäten besitzt, wie man sie von Punkbands nicht unbedingt erwartet. Kurze Zeit später erhielt ich dann diese 10” LP, die mich völlig umgehauen hat, denn Fun People laufen hier zur absoluten Höchstform auf und stellen alle ihre Aufnahmen (die ich von ihnen kenne) locker in den Schatten. Diese 10” ist wirklich völlig klasse. Melancholischer Hardcore, der zwischen Old-School Skatepunk, schnellem Melodicore und post-punkigen Fugazi pendelt begegnet der wirklich aussergewöhnlich guten Stimme des Sängers, der zwischen Schreiparts und melodiösem Gesäusel in höchsten Lagen wirklich alles aus den Lungenflügeln zu pressen vermag. Fun People bieten in diesen 14 Songs eine wunderbare Berg- und Talfahrt zwischen positiver Energie, wütendem Geprügel, sanften Harmonien, melancholischen Texten, süsser Träumerei und gestrecktem Mittelfinger. Ich bin wirklich super begeistert von dieser ausergewöhnlich harmonischen Scheibe, dass ich lediglich zu bedauern weiss, dass sie zu kurz geraten ist. 
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THE GEEKS - from the start CD (youthxcrew@naver.com)
Auch diese Band aus Süd Korea fand vor einigen Ausgaben ausreichend Würdigung in diesem Heft. Seitdem hat sich wieder einiges getan und nun veröffentlicht die Gruppe in internationaler Zusammenarbeit ihre gesammelten Aufnahmen als CD. Insgesamt sind das 34 Songs von verschiedenen Compilations, split-Releases und Tape Veröffentlichungen. Einige Songs sind in verschiedenen Versionen vorhanden, aber trotzdem gibt es hier haufenweise geilen youth crew hardcore! Vor allem die neuen Songs von 2004 können begeistern. Saucooler Hardcore in bester Soundqualität. Die Gruppe orientiert sich klar an Vorbildern wie alten Grössen wie Gorilla Biscuits, kombiniert aber ähnlich wie Good Clean Fun oder Pointing Finger ihren Style mit modernerem Sound. Zudem ist der Gesang von the Geeks vor allem bei den früheren Aufnahmen wesentlich kreischiger und abgefahrener. Das gefiel mir schon immer an ihnen. Und obwohl diese Gruppe eine klassische Straight Edge Band ist vergessen sie auch ihre Punkwurzeln nicht, wenn sie zum Beispiel ‘Punks for all’ singen. Auch das schon viel zu oft gecoverte ‘if the kids are united’ wird dargeboten. Der Gesang ist aber derart kreischig, dass es wirklich ziemlich cool rüberkommt. Klasse CD! 
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GENOCIDE - blood spilled CD (cons_internacion@hotmail.com)
Als ich ein Liedchen dieser Band auf einem Sampler gehört habe, war mir klar, dass ich mich auf die Suche nach der kompletten CD begeben muss - zum Leidwesen meiner Mitbewohner, denn GENOCIDE scheinen derzeit den heftigsten Sound Mexikos zu produzieren. 14 manischdepressische Grindcore Attacken mit rüdem Röchel/Kreisch-Gesang, bei dem man nicht vermuten würde, dass er tatsächlich ohne Verzerrungsgeräte auskommt. Die zwei Sänger überbieten sich hier gegenseitig in infernalischem Gegurgel, wären im Hintergrund eine stumpfe, brutale und höllenschnelle Moshparty zelebriet wird. Zugegeben, das hier ist sehr deathmetallig, aber nichts desto trotz ziemlich ass-kicking und für die gewissen, zärtlichen Stunden in unserer aller Leben durchaus zu empfehlen (und nach 16 Minuten ist auch schon alles wieder vorbei!!) 
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HOPE DIES LAST / JUMBO JET split-Tape (www.nolabelrecords.cjb.net)
No Label Records finde ich eigentlich ziemlich schlecht, da der Typ dahinter wirklich alles veröffentlicht was ihm in die Finger kommt und was sich irgendwie verkaufen lässt. Kriterien wie ‘Texte’, ‘Einstellung’ oder ähnliches scheint keine weitere Rolle zu spielen. Dennoch gibt es einige Veröffentlichung auf diesem Tapelabel, die wirklich cool sind. Zum Beispiel dieses Splittape. Jumbo Jet aus Indonesien spielen zwar eher langweiligen Hardcore mit gelegentlichem Metaleinfluss, dafür sind Hope Dies Last aus Lettland mal so richtig geil. Fetter, verbreakter Hardcore mit scream-vocals vom feinsten. Der Sound ist ziemlich fett und vor allem die Gitarren klingen öfters nach düsterem Hardcore der Tragedy/His Hero is Gone Schule. Hope Dies Last geben aber immer wieder Gas und spielen klassischen Hardcore alter Schule herunter. Nur um dann im nächsten Moment das Tempo wieder etwas zu drosseln und einen langsamen, aber kraftvollen Part anzuschliessen. Je Band gibt es hier 5 Songs und Hope Dies Last sind klare Gewinner! 
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HOSENFEFER - knife in my back EP (Tian An Men 89 Records)
Und gleich das nächste interessante Release vom französischen Exotenlabel. Direkt aus dem krisengebeutelten Kosovo kommt die Band mit dem seltsamen Namen. Es handelt sich dabei um die letzte serbische Band, die im Kosovo verblieben ist. Wie nicht anders zu erwarten hat ja das Eingreifen der Nato dazu geführt, dass die ethnische Säuberung im Kosovo voran geschritten ist und die Serben aus dem Gebiet vertrieben wurden. Um so erstaunlicher, dass diese coole Band weiter rockt. Sie spielen coolen Garagepunk mit nettem Beat, cool straightem Sound und englischen Texten. Leider liegen die Texte nicht bei, aber es scheint, als würde nicht die Situation im Kosovo reflektiert. Das ist schon ein bisschen schade. Somit bleibt lediglich eine Single mit 7 feinen Punkrock Songs. 
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MASS SEPARATION / SMG split-EP (www.geocities.com/daneswithpants)
Mass Separation sind wohl eine der umtriebigsten Bands aus Malaysia. Mittlerweile haben sie es schon auf eine fast unüberschaubare Anzahl an Split-Veröffentlichung mit namhaften europäischen und us-amerikanischen Bands geschafft. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, dann stehen die nächsten Platten schon in der Pipeline. Hier präsentieren sie sich zusammen mit Selfmade God, ebenfalls aus Malaysia. Mass Separation tragen zum Gelingen der 7” 5 Songs bei, die allesamt als dreckig chaotischer Crustcore beschrieben werden können. Schnell, ruppig und deutlicher angelehnt an 80er Hardcore als an den Crust der Neuzeit. Also kein Tragedy Abklatsch, sondern ungestümer Hardcore/Punk mit keifendem Gesang und fieser Gitarre. SMG auf der Flipseite schlagen in eine ähnliche Kerbe, gehen allerdings etwas stumpfer, aber auch schneller zu Werk. Hier gleitet der Sound teilweise ins Grind-Gebiet ab. Nicht sonderlich innovativ und auch von der Intensivität nicht gerade 1A. So bleibt unterm Schnitt eine EP, die sich vor allem, wegen Mass Separation und dem schönen Coverartwork von Kenji lohnt.
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MIGRA VIOLENTA - holocausto capitalista CD (www.infected-rec.8m.com)
Und gleich nochmal Argentinien. Dieser großartige Hardcore Band war ja schon in Europa auf Tour und gerade wenn ihr diese Zeilen lest, machen sie sich schon wieder auf, um Europa in Grund und Boden zu rocken. Auf ihrem neusten Werk zeigen sich Migra Violenta wieder von ihrer besten Seite. Hyperaggressiver, breaklastiger Hardcore mit einer unvergleichlich heiser verzerrten Stimme. Für mich als alten Los Curdos Fan ist das die absolute Offenbarung, denn diese kurzen Granaten mit spanischem Gesang klingen tatsächlich wie Crudos zu allerbesten Zeiten. Fett produziert, voll auf die Fresse, aber immer mit einer ausgeklügelten und cleveren Songstruktur. Im Gegensatz zu ihren frühen Aufnahmen haben sich Migra Violenta tatsächlich sehr gesteigert, denn mittlerweile haben sie es wirklich raus eingängige aber nicht minder brutale und angepisste Songs zu schreiben. Dazu gibt politische Texte, die wenig parolenhaft aber dennoch sehr direkt und kritisch sind. Lediglich mit dem Coverartwork kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Zu sehen ist ein ‘Göbbels-Verschnitt’, der statt Hakenkreuz ein Dollarzeichen auf seiner Armbinder hat. Er hält dabei mit verzerrtem Gesicht die Leiche eines Kindes in einen brennenden Menschenberg. Harter Stoff und ziemlich platt den Kapitalismus mit dem dritten Reich gleichzusetzen. Die Ziele und Ideologien des Faschismus lassen sich in keinster Weise mit den Strukturen des Kapitalismus vergleichen, was letztlich dazu führt, dass durch solche Bilder der Naziterror trivialisiert und verharmlost wird. Bislang gab es in der Geschichte der Menschheit nichts, was mit der geplanten und industriell durchgeführten Ausrottung einer bestimmten Menschengruppe vergleichbar gewesen wäre. Auch wenn der Kapitalismus, wie jedem bekannt sein dürfte, die allergrößte Scheisse ist, stößt mir dieser Vergleich mehr als sauer auf. Immerhin kommentiert die Band im Cover dieses Artwork und beweist somit, dass sie sich der Brisanz dieser Gestaltung bewusst sind und sich im Vorfeld darüber Gedanken gemacht haben. 
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MORBO - rock subterraneo CD-R (www.morbosubte.8m.com)
Oh yeah, welches Schätzchen erreicht mich denn hier. Direkt aus den dreckigen Kellern Limas scheint diese Perle zu kommen. Soundfetischisten kriegen hier bestimmt einen Anfall, ich finde es klasse, denn diese peruanische Band spielt genau den Sound, der mich wehmütig an meine Zeit in Peru zurückdenken lässt. Dreckige, rüde Punksongs mit total simplen Songstruktur, angepissten Texten und gegröltem Gesang. Auch der Sound ist ärmlich, schliesslich sind die 11 Songs im Proberaum aufgenommen. Und gerade, weil ihr alles billig, primitiv und unprofessionell klingt, kicken mich diese Songs, den hier stimmt einfach das Gefühl. Diese Kerle sind garantiert bettelarme Schlucker, in einer hässlichen Großstadt, die einfach mal ein bisschen Dampf ablassen wollen. So ein schön angepisstes Gefühl bekommen heute ja nur noch wenige Bands authentisch hin! 
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MY PRECIOUS - st CD (jahilrecords.cjb.net, myprecious.rocks.it)
Was für ein Wahnsinn, diese CD hat mir wirklich die Sinne geraubt, seit ich sie das erste mal angehört habe. Diese Band aus Singapore für mich das Beste, was Asien derzeit zu bieten hat. Damit nehme ich den Mund zwar sehr voll, aberdas wird der Band durchaus gerecht. Für Liebhaber des Schunkelpunk ist diese Scheibe definitiv nichts, denn My Precious spielen fiesen Hardcore, der immer wieder rasend schnell aus den Boxen hervor bricht, nur um dann nach einem Break in eher melancholisch, emotionale Parts zu münden. Der Sound ist dicht und packend und was My Precious besonders ausmacht ist der doppelte weibliche Gesang. Die zwei Sängerinnen haben ähnliche Stimme, weshalb nur auffällt, dass tatsächlich zwei Frauen singen, wenn sich die Gesangslinien überschneiden. Beide schreien unglaublich leidend und verzweifelt die düsteren, poetischen Texte heraus. Würde diese Band nicht mitreissenden und aggressiven Hardcore spielen, könnte man sie durchaus in die Kategrie ‘Screamo’ packen, doch dafür sind My Precious einfach zu eigen. Sie haben definitv ihren eigenen Stil gefunden. 13 Songs lang kämpfen sie sich durch Verzweiflung, Angst und Wut und zeigen dabei, dass sie musikalisch der internationalen Konkurrenz nicht nur ebenbürtig sondern überlegen sind. Absoluter Hammer! 
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MY PRECIOUS - everything so far CD (www.thrashsteadysyndicate.com)
My Precious zählen mit Sicherheit zu einen der wenigen Bands, die mir in den letzten Jahren förmlichen den Verstand geraubt haben. Ihr erstes Album hat mir Ari in Indonesien in die Hände gedrückt und womöglich kaum abgesehen, welche Begeisterungsstürme er damit auslösen würde. My Precious aus Singapore verbinden schnellen, wütenden Hardcore mit einer ganz besonderen Screamo-Note. Eine wuchtige Mischung aus schnellen Passagen und gebremsten, dichten Songstrukturen. Das entscheidene Merkmal der Band ist jedoch der doppelte, weibliche Gesang, welcher der Musik eine unglaubliche Durchschlagskraft verleiht. Eine wunderbare Kombination aus zarten Stimmen und gewaltigen Schreien, verleiht der Band eine geniale Mischung von Emotion, Härte und Depression. My Precious sind nunmal wirklich der heisseste Shit, den ich seit langem lauschen durfte. Nun wurde endlich das erste Album wiederveröffentlicht und durch die Aufnahmen der Split-MCDs mit Gauge Means Nothing und Steven Towson angereichert. Insgesamt gibt es also 20 Tracks aus den Jahren 2003-2005. Ein komplette Discographie, die sich wirklich niemand entgehen lassen sollte, der auf Hardcore im weitesten Sinne steht. Wenn die Band aus den USA stammen würde, dann wären My Precious wahrscheinlich schon längst in aller Munde. So haben sie mittlerweile zumindest Südostasien, Australien und Japan unsicher gemacht. Ich bin schwer begeistert, zumal das Coverartwork mit allen Texten und haufenweisen Photos besticht. Eingepackt ist das Bootklet und die CD zudem in ein kleines Digipack. Ein hochwertiges Release einer der besten Bands aus Südostasien. Ich schöre hoch und heilig, hahaha! 
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NIKMAT OLALIM / YOUR KINGDOM IS DOOMED Split-EP (www.amatapes.cjb.net)
Grossartig zu sehen, dass auch in der Türkei der Punk noch nicht ganz ausgestorben ist und es immer mehr DIY Bands und Labels gibt. Nun wird wohl auch in der Türkei wieder Vinyl produziert, was mich natürlich sehr freut. Y.K.I.D. aus der Türkei spielen Crustpunk mit einem ziemlich schrägen Sound. Der Gesang klingt manchmal als wäre er in einer großen Halle aufgenommen, während der zweite Sänger ihm aus einer kleinen Zelle entgegen schreit. Scheinbar sind die Songs in unterschiedlichen Aufnahmesessions entstanden, weshalb die Soundqualität variiert. Das hört sich alles eher vernichtend an, dennoch gefallen mir Y.K.I.D. eigentlich gut, denn ihre Musik strotzt vor ungehobelter Aggression und Wut. Auch wenn musikalisch noch nicht der Gipfel der Perfektion erreicht ist, stimmt hier einfach das Gefühl. 4 Songs gibt es von ihnen. NIKMAT OLALIM kommen aus Israel und steuern zwei Lieder zu Split-EP bei. Quasi eine israelisch/arabische Split-EP - sowas hat ja leider Seltenheitswert, denn selbst in der Underground Musik Szene arabische und nordafrikanischer Länder ist der Antisemitismus weit verbreitet. N.O. spielen recht simplen Punk, der okay geht. Nicht okay finde ich hingegen ihren Text von ‘ethnic cleansing’, der die Situation der Palestinenser in den besetzten Gebieten beschreibt. Die Argumentation, dass N.O. ja aus Israel kommen und daher bescheid wissen, was dort läuft, lasse ich nicht gelten. Denn alleine die Begrifflichkeit ‘ethnic cleasing’ zu benutzten zeugt davon, dass die Gruppe plakativ an das Thema heran tritt und mit Wörtern hantiert, die eindeutig anders definierte werden. Auch das Gelaber über KZs und der Vergleich der derzeitigen Sitation mit dem dritten Reich ist völlig daneben. Es verharmlost nicht nur den Holocaust, sondern ist schlicht falsch, denn Israel kann in keinster Weise eine ähnliche Motivation zur Ausrottung einer Bevölkerungsgruppe vorgeworfen werden, wie dem Deutschen Reich. Diese Vergleiche spielen daher lediglich Antisemiten aller Gattung in die Hände. Seien es bekennende Nazis oder völkische Trottel, die nicht einmal erkennen, wie sie in ihrer Argumentation ihren Großväter gleichen. Dass N.O. sich vor diesen Karren spannen lassen und ausgerechnet mit der tumben ‘Anti-Imp’ Kapelle Oi Polloi eine Split-EP planen ist bezeichnend. Nur weil N.O. aus Israel kommen, bedeutet das nicht, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, oder Scheisse verzapfen können. Dieser Text könnte genau so gut von einer Naziband gesungen werden! Die EP ist also eine durchwachsene Sache! 
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OSMANTIKOS - Keep Fighting Oppressive Conditions EP (bacontowne@yahoo.com)
Ist doch wirklich geil, immer mehr Bands aus Asien schaffen es die Produkte ihrer Arbeit auch ins heissgeliebte Vinyl zu stanzen. Hier ist es mal wieder so weit. Osmantikos aus Malaysia haben eine sehr geile 7” auf dem amerikanischen Label Bacon Towne veröffentlicht. Und dieses Label hat absolut nichts falsch gemacht, denn Osmantikos rocken kräftig los. Es gibt hier eine dumpf schallende Ohrfeige für alle pickeligen Pseudopunks. Fett auf die Fresse schallert eine Hardcore-Granate an der nächsten aus den Boxen. Die Kickdrum wird ohne Unterlass in Mitleidenschaft gezogen und auch die Kehle des Sängers, würde sich über den ein oder anderen Kamillentee besonders freuen. Heiser und abgefuckt röhrt sich der Sänger dem schnellen Ende jeden Songs entgegen. Ich mag es einfach, wenn eine Band durchgehend Gas gibt, eine rauhe Produktion und mächtig Power aufbietet und dann auch noch aus dem klassischen DIY-Umfeld kommt. Bei dieser geilen EP kann man auf alle Fälle nichts verkehrt machen, gesetzt den Fall, dass man sich für Hardcore, Punk und räudige Musik interessiert! 
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PARAF/PRLAJVO KATALISTE split-LP (Bootleg)
Dass in Jugoslawien der Punk so richtig wild abging, ist eigentlich kein Geheimnis mehr. Doch noch immer sind Bandnamen wie Pankrti, Elektricni Orgazam, Termiti oder Pekinska Patka für viele regelrechte Fremdworte. Kein Wunder, denn die Originalscheiben der einzelnen Bands erschienen in meist kleinen Auflagen, in der Frühphase der internationalen Punkbewegung (also zwischen 1978-1980). Lediglich vereinzelt sind Bootlegs der Bands zu finden, die dann auch schnell ausverkauft sind und letztlich fast so rar wie die Originalscheiben erscheinen. Jetzt ist es mal wieder soweit. Ein Bootleg zweier genialer, alter Punkbands ist erschienen. Und ich habe mich natürlich - trotz extrem hohem Preis - draufgestürzt wie ein Geier. PARAF aus Slowenien ist meiner Ansicht nach eine der coolsten Punkbands aus Ex-Jugoslawien. Und bei PRLAJOV KATALISTE drehe ich förmlich hohl!!! Nun werden beide Bands auf dieser Split-LP zusammen geführt. Von PARAF gibt es fast die komplette erste LP auf der A-Seite und P.K. steuern ihre ersten zwei Singles plus einige (sehr gute) Liveaufnahmen bei. Coole, schmissige Punkrock Songs mit gutem Sound, rauhem Charm und eigenem Stil. Allerdings vergrätzen einige Umstände, den Genuss dieser LP. Zunächst ist dieses Bootleg hundeelend aufgemacht. Dass man die Bandnamen gerade noch so entziffern kann, ist schon schlimm genug. Doch Infos zu den Originalaufnahmen, Jahresangaben, Texte, schöne Photos oder Originalartwork der alten Tonträger - Fehlanzeige! Das soll man sich wohl persönlich im Internet zusammen klauben. Zu allem Überfluss ist sogar die Reihenfolge der PARAF Songs durcheinander gebracht. Der Songs “Kabul 1980” fehlt sogar komplett. Insgesamt stimmt mich auch die Songauswahl nicht gerade fröhlich. Statt die genialen ersten Singles von PARAF zu verbraten, gibt es eben die LP zu hören (trotzdem sehr geil). Von PRLAJOV KATALISTE gibt es zwar die ersten zwei Singles (4 Songs), der Rest der Platte wird dann mit Liveaufnahmen gefüllt. Diese sind zwar gut, kommen jedoch gegen die geniale erste LP überhaupt nicht an. Insgesamt bleibt zwar dennoch coole Musik und vor allem ein paar wirklich rare Songs von P.K. bei einem Preis von etwa 15 Euro kann ich dieses Bootleg jedoch nur als miese Abzocke bezeichnen. Finger weg! Ich hätte gleich zwei LPs gemacht. Einmal PARAF mit den Singles plus der LP und eine LP mit PRLAJOV KATALISTE mit Singles, LP und Liveaufnahmen. Inklusive schöner Aufmachung, Informationen und einem ansprechenden Coverartwork würde ich dafür sogar mehr Geld ausgeben als 15 Euro. So bleibt eine miese Scheibe von geldgierigen Bootlegern. Fuck off!!! 
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PARTIYA - childhood Tape (www.distro-fik.tk)
Wahnsinn, wir schreiben das Jahr 2007 und meine Tapesammlung wächst immer noch. Wenn Freunde zu Besuch sind, dann schütteln sie immer ungläubig den Kopf ob unüberschaubaren Masse an Kassetten. Jetzt gibt’s ein Tape mehr in der Sammlung. Partiya aus Weissrussland, die mit ‘Childhood’ ihr zweites Album vorlegen. Dem ein oder anderen dürfte die Band schon ein Begriff sein, schliesslich zeigt sich Wahnfried und Trümmer-Pogo-Tapes für diese Veröffentlichung verantwortlich. Ausserdem war die Truppe auch schon in Deutschland auf Tour. Auf diesem professionellen Tape gibt es 12 knallige Punk Songs mit treibendem Beat und wüster Energie. Ziemlich bratzige Songs mit einer ordentlichen Kelle D-Beat Power. Allerdings immer noch einen Schritt weit vom Crust entfernt und daher für jeden Punkrocker geniessbar. Pogotauglich und irgendwie auch typisch russisch geht es hier ans Werk. Das klingt teilweise wie eine verschärfte und wütendere Version von Purgen. Allerdings vermeiden Partiya den Wodka-Stumpfsinn und thematisieren wichtigere und interessantere Dinge. Alle Songs werden mit ausreichenden Infos und Erklärungen bedacht und natürlich auf Englisch übersetzt. Den Freunden des wilden Punk/HC aus Osteuropa sei dieses Tape ans Herz gelegt.
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PAZAHORA / KAH ROE SHI - split-EP (epidemic_distro@hotmail.com)
Es mag ja sein, dass der Eine oder Andere derzeit kein wirkliches Interesse mehr für Bands aufbringen kann, die ganz in der Tradition von Tragedy oder Ekkaia dem melodischen Emocrust fröhnen. Einerseits verstehe ich die etwas genervte Haltung, andererseits ist es mir tatsächlich zu blöde jeden x-beliebigen Trend innerhalb der Punk/Hardcore/Underground Szene abzufeiern, nur um dann nach ein oder zwei Jahren angewidert das Gesicht zu verziehen, wenn erneut eine Band des ‘angesagten’ Genres aus dem Boden gestampft wird. Festzuhalten bleibt doch: Gute Musik bleibt gute Musik, ganz unabhängig von Trends und Moden innerhalb der globalen Punkszene. Basta, und deswegen kann ich mich nicht nur für aktuelle Emocrust Bands wie z.B. Alpinist (!!!) begeistern, sondern auch für Bands, die ein paar Jahre auf dem Buckel haben und dennoch weiter ihren Stil verfolgen. Wie zum Beispiel Pazahora aus Singapur, die schon auf ihrer ersten CD unglaublich geniale Songs abgeliefert haben. Endlich gibt es Nachschub und dann auch noch als wunderschöne lila-Split-EP mit Kah Roe Shi aus Malaysia. Aber bleiben wir vorerst bei Pazahora, die zwei geniale Songs bieten, die ganz vorbildlich den Spagat zwischen dreckig rotzendem Crust und emotional mitreissendem Melodiebögen verstehen. Die zwei Songs beschäftigen textlich mit dem Leben in der modernen Gesellschaft, die für ‘Andersdenkende’ kein Glück bereit hält. Dementsprechend angepisst und mit einer leichten Depression sind die Texte von Pazahora versehen. Das ist insofern verständlich da Singapur als das Paradebeispiel für die blühenden Wunder des Kapitalismus gilt. Wer seinen Platz nicht in der Leistungsgesellschaft findet, dem bleibt vielleicht gerade noch der Ausflucht sich in wuchtigen Songs, die Wut vom Leibe zu schreien. Bei Pazahora geht es insofern kräftig los und sowohl weiblicher als auch männlicher Gesang ergänzen sich prächtig mit der rauhen Produktion, den schmetternden Drums und den fetten Melodiebögen. Sehr geil.
Kah Roe Shi auf der Flipseite hauen nicht auch noch in die Emocrust Kerbe, sondern bollern fetten und moshenden Hardcore/ Crustpunk hervor, der vor allem aufgrund seines grooven Rhythmus, der vertrackten Gitarre und den düster drohenden Vocals begeistert. 3 Songs gibt es von dieser Band, die aus einem nicht minder kaputten Moloch kommt: Kuala Lumpur. Und so sind auch die Texte von Kah Roe Shi düstere Abgesänge auf die Gesellschaft, den Rassimus und das kapitalistische System. Eine wirklich geile 7inch mit allen Texten, Erklärungen, Kontaktinfos und einem schönen Coverartwork. 
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PIREXIA - foto instantanea de un fenomeno reciente CD (Fragment Music)
Lange habe ich auf diese Scheibe gewartet, nachdem ich PIREXIA in Uruguay persönlich kennen lernen konnte und mich sowohl ihre Musik als auch ihre Ansichten und nicht zuletzt auch ihre Freundlichkeit förmlich umgehauen haben. Hier nun also ihre neuen Aufnahmen, die während ihrer Europatour abgemischt wurden. 11 Songs sind auf dieser CD enthalten. PIREXIA haben sich weiter hin zu einer post-punkigen Emohardcore entwickelt. Zunehmend gestalten sie ihre Songs etwas komplexer und sind dadurch etwas von der gängigen ‘Hau-Drauf’-Punk Schiene entfernt. Vielmehr entwickeln sich die Songs langsamer und brechen dann in wunderbare Harmonien und herzergreifende Gesangsparts auf. Zum Teil hat das eine gewisse Ähnlichkeit zu Leatherface, obwohl hier deutlich ein Hardcore Background zu spüren ist. Es hat ein wenig gedauert bis ich mich in diese CD hereingehört hatte, aber mittlerweile begeistert mich die Vielschichtigkeit von PIREXIA zunehmend. Keine Frage - eine der besten Bands aus Uruguay, wenn nicht aus Süd Amerika!!! 
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PLETHORA - middle eastern cattle CD (http://www.myspace.com/fuckplethora)
Plethora ist eine der wenigen Underground Bands des Libanons, die es tatsächlich geschafft haben ein eigenes Album zu veröffentlichen. Direkt aus Beirut kommt dieses Geschoss, welches sich ausdrücklich dem Grindcore verschrieben hat. Auf ihrer ersten CD gibt es dementsprechend schnelle, hecktische und brutale Songs, die selten die 3 Minuten-Grenze durchbrechen. Es gibt eher kurzes, abrupptes Gehacke im Minutentaktschlag. Aber versteht mich nicht falsch, Plethora haben ihre Hausaufgaben gemacht und spielen keinen stumpfen, schlecht produzierten Grindcore, sondern komplexen, durchstrukturierten und erstaunlich gut produzierten Grind, den ich persönlich eher unter der Kategorie Crustcore einordnen würde. Hier ist wenig Metal, dafür einiges an Punkroots auszumachen. Der Gesang ist zwar düster, brutal aber eben kein beknacktes Gekreische und Gegurgel. Auf jeden Fall ein musikalisch ausgereiftes und gekonntes Brett, welches in gerademal 22 Minuten durchgerattert wird. Leider habe ich diese Scheibe nicht also offizielles Release in die Finger bekommen, sondern lediglich auf den undurchsichtigen Kanälen des Internets besorgt. Dementsprechend wenig kann ich zu den Texten, dieser Band sagen. Die Songtitel klingen zwar in keinster Weise verdächtig, doch leider ist im Bereich Grindcore immer mit der ein oder anderen Überraschung aus der Ecke Homophobie, Sexismus und grenzenlose Dummheit zu rechnen. Und natürlich ist bei Menschen aus dem Nahenosten und Nordafrika ein brutaler Antisemitismus keine Seltenheit. Dennoch bleibt diese CD ein interessantes Dokument dafür, dass eben auch im Libanon gewaltig gemosht und gegrunzt wird. 
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PUNK IM DSCHUNGEL DVD (www.punk-im-dschungel.de)
In der letzten Ausgabe des Plastic Bombs habe ich euch ja schon in aller Ausführlichkeit den Kopf hinter dem Film Punk im Dschungel vorgestellt. Wie damals versprochen ist nun auch die DVD erschienen. Und da Andi Geiger ein cooler Hund ist, wurde eben auch die DVD Version des Films mit allerlei coolem Zeug aufgepimpt. Zunächstmal gibt es natürlich die DVD dieses wirklich sehr coolen Films, der die Geschichte der alternden Punkband Cluster Bomb Unit erzählt, die sich aus der schwäbischen Provinz heraus auf eine Tour nach Indonesien begeben. Dass da nicht nur die alten Punker ins Schwitzen geraten, sondern auch der Pogomob bei den Konzerte in Jakarta, Bandung, Jogjakarta, etc. völlig ausrastet ist klar. Aber dieser Film ist keine simple Tourreportage, sondern eine wirklich super gemachte Dokumentation über eine globale Kultur, die sich eben im lokalen Kontext völlig anders entwickelt, neue Ideen hervorbringt und mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen hat. Während die Bandmitglieder von Cluster Bomb Unit eher den eigenen Nachwuchs und Bierbauch im Zaum halten müssen, sind die Punks in Indonesien aktiv an der Gestaltung einer gerechteren Gesellschaft beteiligt. Es gibt hier wirklich tiefe Einblicke und viele interessante Aspekte, die sich erst nach mehrmaligem Sehen (ich bin schon bei 7 Durchgängen) erschließen. Wer den Film noch nicht gesehen hat, der sollte dies schleunigst nachholen und wird das bestimmt nicht bereuen. Bei dieser DVD gibt es zum Glück auch noch genügen Bonusmaterial, welches den Kauf schon alleine rechtfertigt. Neben einem zusätzlichen Livemitschnitt von C.B.U. in Jakarta gibt es auch noch einen Aufnährer und eine Compilation CD mit Punk und Hardcore aus Südostasien. Mit dabei sind unter anderem: Mortal Combat, Apparatus, Taring Babi, The Dirty Dogs, Antacid, uvm. Alles durchweg coole Bands, die zum Teil beim Soundtrack des Films eine Rolle gespielt haben. Die CD - und jetzt kommt der absolute Hammer ist aber gleichzeitig auch auf eurem Plattenspieler abspielbar! Die CD ist ein Hybrid aus 5” Single und CD. Die Oberseite birgt tatsächlich noch zwei Songs (von Coarse und von Cluster Bomb Unit, die auch beide richtig geil sind. Manche mögen so eine Mixtur aus CD und 5” Vinyl für die absolute Blasphemie halten, ich erfreue mich hingegen an den geilen Songs und an diesem raren und völlig neuen Format. 
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PUNKORA - bombas de democracia CD (www.punkora.cjb.net)
Neulich heulte mir Arne aus Hannover noch die Ohren voll: ‘immer nur Crust und Hardcore, wo sind denn eigentlich die guten politischen Punkrock Bands geblieben?’ Tja Arne, ich kann dich beruhigen, es gibt sie noch. So zum Beispiel Punkora aus Chile, die aber sowas von klassischem Punkrock spielen, dass es fast schon antiquiert anmutet. Nette Singalongs, deutlicher Gesang, Melodien, mehrere Sänger, einfache Songs. Doch im Gegensatz zu bierseeligen Pogotexten, zeigt sich die Band von höchst politischer Seite und singt hier Songs, die auch von jeder politischen Hardcore/Crustband stammen könnten. Gegen die Bullen, für den Anarchismus, über Ungerechtigkeit, Krieg, Konsum und Kapitalismus. Im superfetten Booklet gibt es dazu die Texte zum mitlesen und zum auswendig lernen (mitgrölen rules!), die Übersetzungen für ein besseres Verständnis und zahlreiche, gute Artikel über verschiedene Aspekte der lateinamerikanischer Gesellschaft und Politik. Geschrieben sind diese Artikel von verschiedenen Aktivisten aus unterschiedlichen Ländern. Insgesamt gibt es zur CD also auch noch ein halbes Fanzine mit wirklich interessanten Beiträgen - allerdings alles auf spanisch. Trotzdem verbleibe ich hier mit einem Tip, denn sowohl musikalisch, als auch inhaltlich legen Punkora ordentlich etwas vor. Und dann ist diese CD auch noch eine schöne Zusammenarbeit internationaler DIY Labels. Unterstützenswert ohne Ende! 
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RAI KO RIS - new anti-national anthem 2006-2007 (www.punkdeluxe.net)
Oh was habe ich mich gefreut seit Jahren mal wieder etwas von den Freunden aus Nepal zu hören. Seit Jahren treibt dort die anarchistische Punkband RAI KO RIS ihr Unwesen und begeistert nicht nur durch die Musik, sondern vor allem durch ihr politisches und soziales Engagement. Als ich gefragt wurde, ob ich mich nicht, um den Vertrieb des neusten Machwerkes kümmern könnte, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. RAI KO RIS nehmen noch immer all ihre Songs im eigenen Proberaum auf. Statt aufwendiger Studiotechnik wird einfach ein Mini-Disc Recorder verwandt. Daher ist der Sound rauh aber eben auch unverkennbar und besonders charmant. Auf ihrem aktuellen Album zeigen sich RAI KO RIS von der eher emotionalen Seite. Die Songs sind ausgefeilter, glänzen durch ruhige Passagen und verzweifeltes Geschrei (wie immer Mann/Frau im Wechsel). Kein Hau-Drauf Punk, dafür aber vielschichtig und eigenständig. Immer an der Grenze zwischen Melancholie und aufbrausendem Unwillen. Auch die Texte sind wieder vorbildlich und beschäftigen sich einmal mehr mit der Realität Nepals, ohne dabei in Phrasendrescherei abzugleiten. Und so gibt es hier gleichwohl interessante und bedrückende Ansichten zu den in Nepal allgegenwärten Themen: Armut, Ausbeutung und Monarchie. Wer RAI KO RIS noch nicht kennt, dem sei dieses überaus interessante Scheibchen ans Herzen gelegt. Alle denen die Band schon ein Begriff ist, werden von der neuen CD begeistert sein. 
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RAI KO RIS - himalayan frostbite EP (www.geocities.com/raikoris)
Diese Band aus Nepal ist ja nicht mehr all zu unbekannt, denn neben einigen Veröffentlichungen, gab es ja auch mal ein Interview in dieser Gazette. Es ist schön zu sehen, dass die Band fleissig ihrem DIY Prinzip treu bleibt, mittlerweile eine Tour in Südostasien überstanden hat und immer mehr Platten veröffentlicht. Neu und super ist diese in den USA erschiene EP, die vier Songs beinhaltet. Ehrlich gesagt habe ich keinen Überblick, ob diese Lieder schon auf ihren Tapes erschienen sind, oder ob dies hier neue Aufnahmen sind. Wie dem auch sei, die EP ist auf 500 Stück limitiert und alleine deswegen eine lohnende Anschaffung, schliesslich ist man ja blödsinniger Punkplatten Sammler. Aber auch musikalisch reizt mich dieser trashige, rohe und harte Punk, den Rai Ko Ris spielen. Die Aufnahmen wurden wohl wieder im eigenen Studio mittels einem Mini-Disc Recorder gemacht. Daher wird erneut die ungeschliffene Energie eingefangen. Neben dem wechselnden Frau/Mann Gesang haben sie auch zusehends einen Crust/Grind Einfluss, der mir gut gefällt. Vor allem, wenn die Songs zwischen melodischen Parts und Schreiattacken pendeln. Schöne Scheibe! 
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RASH - gorelandia Tape/CD (rash_punx@hotmail.com)
Rash aus Mexiko fand ich schon auf ihrem ersten Tape und auf ihrer Split-EP mit Apatia No äusserst cool. Hier ist nun also ihr neues Album, welches wohl gleichzeitig auch das letzte sein dürfte, denn wenn ich mich jetzt nicht ganz dumm täusche hat sich die Gruppe wohl aufgelöst. Wenn das wirklich stimmt, wäre es jammerschade, denn Rash sind wirklich saucool. Sie spielen ziemlich fetten Hardcore/Punk mit tiefem, herausgepresstem Gesang und gelegentlichen Kreischparts. Keine Bange liebe Punkrock Fans, hierbei handelt es sich trotz des Titels weniger um eine Crust oder Grind Band, sondern vielmehr eine harte, düstere Band, die trotz ihrer Anleihen bei Tragedy oder From Ashes Rise hauptsächlich von Punk beeinflusst ist. Okay, hin und wieder zeigt sich schon, dass die Gruppe durchaus auch die härtere Gangart spielen kann, dafür entschädigen die eher schleppenden und destruktiven Mid-Tempo Songs. Und zwischendurch gibt es dann auch mal einen fast gedichtartig vorgetragenen ‘Song’ ohne wirkliche Musik. Insgesamt endet kaum ein Song mit der gleichen Geschwindigkeit mit der er begonnen hat. Entweder wird kräftig losgeprügelt oder eben ganz langsam das Gas rausgenommen. Immer sind Rash überraschend und vielschichtig. Das alles zeugt vom Können und dem Abwechslungsreichtum, der dieser Band zugrunde liegt und macht letztendlich auch das besonder von Rash aus. Insgesamt 15 supergute Songs!! 
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RECIKLAJE - hartxs estamos CD-R (www.myspace.com/kzlrcs)
Eine relativ neue Band aus Peru stellt sich mit ihrer ersten CD-R Veröffentlichung vor. Ausnahmsweise mal eine Band, die nicht aus Lima sondern aus Callao stammt. Es geht gleich mit einem Anarchopunk-Manifest als Intro los. Da bleiben wirklich kaum Fragen offen und deutlich unterstreicht die Band hiermit ihren politischen Anspruch. Der lässt sich so ziemlich aus jeder Textzeile der Band herauslesen (englische Übersetzungen liegen bei). Natürlich geht es hier um Ungerechtigkeit, Kapitalismus und den Kampf gegen die beschissene Welt. Nicht wirklich neu, aber leider immer noch aktuell. Reciklaje untermalen ihre Texte mit ruppigen Punkrock. Hin und wieder gibt es Ausflüge in schnellere Gefilde und vor allem durch den verzerrten Gesang entsteht dann ein heftige Punk-Brett. Ansonst ist aber eher Mid-Tempo angesagt, was der Band ebenfalls gut zu Gesicht steht. Gut, simpler Punk! Die CD erscheint als sehr schön aufgemachte CD-R. Der Rohling wurde schön bedruckt und das Cover ist ein professionelles Auffalt-Digipack mit allen Texten und Infos zur Band. So stellt man sich eine CD-R Veröffentlichung vor! 
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REVOLVER / IMPERIYA SNEGOV split-EP (Tian An Men 89 Recs)
Wisst ihr wo Karelia liegt? Ich auch nicht, scheint aber irgend eine Teilrepublik von Russland zu sein. Wie dem auch sei, auch dort hat sich Punk ausgebreitet und da Lük Haas gerade dabei ist sämtliche obskuren Gebiete Russlands abzuklappern und die musikalischen Raritäten auf Platte zu veröffentlichen, schneit mir dieses EP ins Haus. Ich nehme an mein Freund Sharapov aus St.Petersburg hat mal wieder die Fingerchen im Spiel gehabt, denn wenn es um coole Bands aus Russland geht, dann ist er der absolute Fachmann. Revolver sind eine ganz feine, abgedrehte Surf, Trash, Rock Band. Sehr guter Sound und witzige Musik, die klingt wie aus einem billigen 60er Jahre Streifen. Hat nichts mit Punk zu tun, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Imperiya Snegov sind eigentlich auch keine richtige Punkband. Ihre Lieder klingen extrem abgedreht und überraschen durch Flöte, seltsamen Gesang, gelegentliche Pogoparts, Grindtrash, Mundharmonika, etc. Total abgefahren aber irgendwie auch sehr gut. Hier werden eben alle Konventionen gesprengt. Nichts für Punks, aber für Leute, die auf durchgeknallte Musik abfahren! 
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SECOND COMBAT - what has inspired u? EP (www.commitmentrecords.nl)
Diese Band aus Malaysia war gerade auf Tour in Europa und ich habe sie leider verpasst. Wenn euch das auch so erging, dann könnt ihr euch jetzt mit dieser feinen EP trösten. Second Combat sind irgendwie das Aushängeschild der Straight Edge Szene Malaysias. Kein Wunder, den dieser wirblende Old School Hardcore mit eingängiger Struktur, unprolligen Chören und treibender Energie begeistert gewaltig. Alles wirkt hier etwas hymnisch, melancholisch, aber auch kämpferisch. Allerdings mit positiver Energie durchsetzt und ohne gewalttätige Selbstbeweihräucherung. Man wirft ja gerne Bands aus dem Ausland vor, dass sie Trends wie Straight Edge unhinterfragt aufnehmen und einen Abklatsch des Westens zelebrieren. Dieser Vorwurf trifft auf Second Combat in keiner Weise zu. Das lässt sich deutlich an ihren Texten ablesen, die eben keine langweilige ‘Unity’ und ‘Brotherhood’ Hymnen sind, sondern gezielt und direkt die Umstände in Malaysia angehen. Tolle EP von tollen Leuten in toller Verpackung! 
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SECRET 7 / JAHILIA - split-EP (thrashsteadysyndicate.cjb.net)
Nach ihrer einseitig bespielten EP auf 625 schlagen Secret 7 aus Singapore zurück und brezeln auf ihrer Split-EP gigantische 9 Songs herunter. Zum Luftholen bleibt da nur wenig Zeit, denn die Band gibt wirklich Vollgas. Die zwei Sänger überschlagen sich fast und ich glaube, dass der Schlagzeug gleich nach den Aufnahmen in einer Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ziemlich geile Brett in gutem Sound. Ich liebe ja den schnellen Kram, kein Rumpel-Oi!, sondern unglaubliches Gehämmer!! Jahilia ebenfalls aus Singapore sind leider nicht ganz so großartig. Auch sie sind etwas schneller, spielen hier 6 Songs, reichen aber trotzdem nicht an Secret 7 heran. Im Vergleich wirken die Songs schon fast langsam. Trotzdem sind auch Jahilia ziemlich okay. Sie legen mehr Wert auf ein paar fette Chöre und haben vor allem durch den rauhen Gesang einen ziemlichen Punkrock Flaire. Lohnt aber insgesamt alleine schon wegen Secret 7! 
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SECRET SEVEN / F.P.O. split-EP (www.moocowrecords.com, www.xfpox.tk)
Secret Seven aus Singapur starten wohl langsam richtig durch. Nachdem sie schon eine wunderbare Single auf 625 veröffentlicht haben und eine Split-EP mit Jahilia nachgeschoben haben, kommt hier der dritte Streich, bevor eine komplette LP ansteht. Südostasien ist noch immer fest in Fastcore Hand und so wundert es nicht, dass Secret 7 auch hier 6 fulminante Brecher durch die Boxen jagen. Schnell old-school Hardcore, der angenehm unprollig und ‘kids just wanna have fun’ mäßig abgeht. Dabei besingen sie nicht nur die heilige Hardcore Szene, sondern sprechen auch über das Leben in der Betonwüste Singapurs, für das sie natürlich keine schmeichelnden Worte finden. Klasse Hardcore von fitten Leuten. Auf der zweiten Seite gibt es 7 Songs von F.P.O. aus Macedonien, der wohl besten Band aus diesem Land. Auf wirklich sehr hohem Niveau präsentieren sie hier hektischen Hardcore mit rasenden Gitarren und heiserem Gesang. Aber es wird nicht nur auf die zwölf gehauen, sondern immer mal wieder ein Break oder ein melodischer Part eingebaut. Dadurch erhalten die Songs Wiedererkennungswert und ergehen sich eben nicht im ewig gleichen Stil. Prima Sache, dass auf F.P.O. mit einer Reihe von persönlich/politischen Texten aufwarten und somit die Single zum Meisterstück werden lassen. Coole Scheisse, wirklich! 
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SI DOU LE - a dream in our heart EP (www.punkdeluxe.net)
Und zum Abschluss noch ein Plättchen, welches ich veröffentlicht habe und welches geradezu darauf wartet auf euren Plattentellern eine Ehrenrunde zu drehen. Zur Europatour der chinesischen Punkrock Band Si Dou Le ist diese kleine Scheibe erschienen. Nachdem ich im Jahr 2000 ein Split-Tape dieser Band veröffentlicht hatte, überraschten mich die neuen Aufnahmen der Band vollkommen, denn ihr Sound hat sich stark entwickelt. Si Dou Le aus Wuhan spielen kraftvollen, melodischen Punkrock, wie ihn europäische oder amerikanische Bands auch nicht besser hinbekommen. Die Singalongs kicken, die Melodien sind und der Sound ist packend. Für mich das absolut beste, was es bisher aus China zu hören gab, denn auch die Texte bewegen sich nicht in immer wiedergekäuter Phrasenhaftigkeit, sondern vermitteln einen ganz eigenen Stil. Zwischen Melancholie, positiver Energie und Frustration singen sich diese vier Punks den Frust vom Leib. Auf gar keinen Fall verpassen - die Single ist ein echter Brecher! 
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SIN APOYO - la cuidad del espectáculo Tape (sinapoyo@hotmail.com)
Wirktlich sehr lange musste ich warten bis mir Raul das neue Tape von Sin Apoyo aus Chile zugeschickt hat. Immerhin hat sich das Warten gelohnt, denn seitdem ich das erste Tape von Sin Apoyo ins Herz geschlossen habe, daraufhin ihre Split-EP mit Los Dolares veröffentlichte und schliesslich die Jungs in Santiago kennen lernen durfte, ist eines klar: Sin Apoyo sind absolute Könige in der chilenischen Punk/Hardcore Szene. Alle neuen Aufnahmen übertreffen die vorangegangenen und so bin ich auch diesmal vollends überzeugt von diesen 12 superschnellen Hardcore Songs. Räudiger, schneller Punk mit sich überschlagenden Lyrics, trifft auf knallende Breaks und wunderbare Chöre. Hier sitzt einfach alles... man merkt das die Band einfach gut spielen kann und trotz ihrer hohen Geschwindigkeit niemals verwaschen oder stumpf klingt. Natürlich wird hier nicht atemlos dahergeprügelt, so sind doch auch ein paar eher langsame, nachdenkliche Stücke auf der Kassette, die ebenfalls voll überzeugen können, pendeln sie doch zwischen athmosphärischer Zurückhaltung und wütendem Ausbruch. Erneut beweisen Sin Apoyo hier, dass sie zu den besten Bands Chile gezählt werden können. Und für mich heisst das, dass ihr neues Album bald auf 10” LP auch für Europäer zugänglich gemahct werden wird! Also haltet die Augen auf! 
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SIN APOYO - la ciudad del espectaculo 10” (www.punkdeluxe.net)
Nachdem ich unzählige Wochen auf das Cover dieser flotten Platte warten musste, hat es zum Glück doch noch geklappt! Sin Apoyo aus Chile haben es geschafft mit vereinten Kräften ihr in Chile erschienen Tape in Europa auch als Vinyl Version erhältlich zu machen. Das Tape habe ich ja schon in einer vorangegangenen Ausgabe besprochen. Geändert hat sich seit dem am Sound natürlich nix. Noch immer gibt es 14 (zwei Bonussongs) Trax fast forward Hardcore mit politischen aber keineswegs phrasenhaften Texten. Sin Apoyo spielen einfach unverbrauchten, frischen Hardcore mit gelgentlichen Ausflügen in etwas emotionalere und melancholischere Bereiche. Und natürlich ist die Band geprägt vom süd amerikanischem Sound. Es wird also gehobelt, dass die Spähne nur so spritzt. Zusammen mit den geilen Chören und dem keifigen Gesang, ist das eine wahre Freude. Zum Glück sind auch die Texte der jungen Anarchopunks keinesfalls platt, sondern eher kryptisch verschlüsselt und poetisch. Das schicke silberne Cover beinhaltet Übersetzungen ins spanische und englische. Gibt’s direkt bei mir oder in jedem anständigen Mailorder! 
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SUSPIRIA - just a state of mind / to those who are leaving CDs
Reunion Island? Da musste auch ich erstmal im Atlas nachschlagen. Ein kleines Eiland in der Nähe von Madagaskar, welches nachwievor ein Übersee-Department Frankreichs ist. Und da gibt es Punks? In der Tat, so beweisen es Suspiria aus der Hauptstadt Saint-Denis, deren zwei Alben ich überspielt bekommen habe. Allerdings ohne nähere Infos und Kontaktadressen - sehr schade, wie ich finde, denn Suspiria spielen nicht den Emocore oder Green Day-Poppunk, wie er an jeder Ecke der Erde aufzutreiben ist, sondern absolut genialen, wuchtigen Hardcore. Ich bin richtig zusammengezuckt, als der erste Song durch die Boxen krachte. Wirbelnder Hardcore mit krassem Crust/Grind/Metal Einschlag, der mich hier wirklich verdattert zurück lässt. Gut produziert wird hier Tempo gemacht und durch verschiedene Sänger ein dichtes Geflecht aus Gesang, Geschrei und Gegrunze geflochten. Der Gitarrist hört wohl gerne Metal, während vor allem die Sänger ihre Vorliebe für Crust/Hardcore freien Lauf lassen. Daraus ergibt sich wirklich eine vorzügliche Mischung von geballter Härte und wütender Punkrock Energie. Das zweite Album ‘to those who are leaving’ legt in Punkto Metalleinschlag noch ein wenig zu und wirkt aufgrund des Gesangs dann schon wie eine feine Grindscheibe. Ganz großes Kino, aber wie ich mir habe sagen lassen hat die Band sich bereits aufgelöst. Überaus schade, muss ich sagen. 
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TERROR Y MISERIA - somos lo ke hacemos para... CD (www.deskontento.cjb.net)
Die 1998 erschienene Single dieser Band hat mich damals völlig aus den Latschen gehauen, ein Meilenstein, der hier immer noch seine Runden auf dem Plattenteller ziehen darf. Leider habe ich die Jungs damals in Buenos Aires nicht getroffen, da sie damals im Studio rumgefummelt haben und kaum Zeit hatten. Hier also endlich das Ergebnis. Eine neue CD mit 12 Songs plus den Aufnahmen der Single als Bonus. Argentinien hat ja bekannter Maßen im Jahr 2001 einen brutalen wirtschaftlichen Zusammenbruch erlitten, an dem unser lieber Bundespräsident Köhler - damals noch Direktor des internaionalen Währungsfonds - nicht ganz unbeteiligt ist. Terror y Miseria widmen sich daher auf ihrer CD den Auswirkungen, die wirtschaftlicher Zusammenbruch, Revolten, Repression auf die Menschen haben und hatten. Die Aussagen und Texte sind dementsprechend hoch politisch und werden immer wieder durch Samples von Demonstrationen und Reden angereichert. Natürlich alles auf spanisch... aber zumindest sind im superfetten Booklet alles Texte auf englisch und französisch übersetzt. Garniert wird dieses Dokument der Wut gegen den Kapitalismus mit coolem Anarchopunk, der sich mal ausnahmsweise nicht an Crust/Grind orientiert. Einziges Manko an dieser CD ist die eher schlechte Aufnahmequalität der Songs. Da wäre bestimmt noch mehr zu holen gewesen - aber die finanzielle Lage der Aktivisten ist bestimmt auch nicht die beste. Insofern drücken wir mal ein Auge zu. 
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TROPIEZO - el fantasma antillano EP (www.pagina.de/tropiezo)
Neben Cojoba sind Tropiezo wohl die umtriebigste Band Puerto Ricos und dass sie schon in aller Welt bekannt sind, hat seinen Grund: sie spielen einfach großartigen Hardcore! So auch auf ihrer neusten Scheibe, die in den USA erschienen ist. 9 Songs, bei denen schon die Anzahl deutlich macht, dass hier auf’s Gaspedal gedrückt wird. Allerdingsgibt es hier keine grenzenloses Fastcore Geballer, sondern stimmige Songs mit relativ deutlichem Gesang, langsamen Passagen und kleinen Experimenten, die die Songsstrukturen angenehm auflockern. Dieser Siebern ist zudem sehr gut produziert, begeistert aber dennoch durch einen gewissen Grad an Rauheit. Wird Zeit, dass die Band auch in Europa auf Tour kommt, denn bei diesen Hymnen kann man sich die Pogoschlacht schon richtig ausmalen. Tropiezo befassen sich in ihren Texten zumeist mit sozio-politischen Themen und beweisen damit einmal mehr, dass coole Musik und politische Texte durchaus zusammen gehören/passen. Tolle Single, die allerdings bei den beteiligten Labels schon ausverkauft ist. 
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V/A YERALIT TÜRKIYE Tape (www.empty-head-records.de)
Neulich war ich mal wieder total von den Socken. Irgendjemand hat da ein paar alte Singles aus der Türkei ausgegraben. Bereits im Jahr 1975 bis 1978 hat sich die türkischen Band Grup Cigrism mit Protopunk, Punkrock und das, was sie dafür hielten auseinandergesetzt. Von der Türkei als Entwicklungsland des Punk/Hardcore zu sprechen ist also etwas verfehlt. Aber tatsächlich haben nur wenige Aufnahmen ihren Weg nach Westeuropa gefunden. Hier wird nun also Abhilfe geschaffen, denn Greffo hat hier einen wirklich feinen Sampler mit interessanten Punkbands der neuen Generation auf den Markt geworfen. In 60 Minuten geben sich hier ein Haufen Bands, die Klinke in die Hand, von denen ich zuvor noch nicht einmal den Namen gehört habe. Kagit Ucak, Cemiyette Pisiyorum, Kilink, Poster Iti, Harclalem, Margo Teo Company, um nur mal ein paar zu nennen. In 19 Songs wird hier deutlich vor Augen und Ohren geführt, dass die Undergroundszene der Türkei aktiv und lebendig ist. Und dabei handelt es sich nicht um irgendwelche schrammligen Aufnahmen aus irgend einem Hinterhof, sondern um gut produzierte und arrangierte Knaller. Natürlich gibt es hier hauptsächlich (oder ausschließlich??) Bands aus Ankara und Istanbul zu hören, aus zwei Städten also, die von der Realität der Osttürkei meilenweit entfernt sind. Trotzdem wirken die Songs nicht wie platte Kopien westlicher Bands, sondern transportieren auf eigentümliche Weise eine ganz eigenen Stil, der sich natürlich im Gesang, aber vor allem auch in der Musik deutlich bemerkbar macht. Es klingt hier doch tatsächlich ein sehr eigenständiger türkischer Stil durch, der mir wirklich gut gefällt. Vor allem Kilink mit ihrem kräftigen Punk, den angenehmen Ska-Parts und der mitreissenden Produktion gefallen mir besonders gut. Aber auch die anderen Bands sind von vortrefflicher Qualität. Ein wirklich ganz heisser Tip für Leute, die sich mit melodischem Punkrock, Skapunk und Streetpunk gut versorgt fühlen. Sehr schöner Sampler, der hiermit allen ans Herzchen gelegt ist. 
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V/A THRASH IT UP CD (epidemic_distro@hotmail.com)
Irgendwie kommt es mir so vor, als seien im Laufe der letzten Jahre unzählige Sampler mit südostasiatischen Fastcore Bands erschienen. Und hier ist eine neue Scheibe in der Sammlung. 4 Bands präsentieren hier jeweils zwischen 7 und 10 Songs. Für Kenner der Szene sind auch alle Bands keine Unbekannten mehr. Yogyakarta (Singapur), Relationshit (Indonesien), Under Attack (Singapur) und Suara Anak Muda (Malaysia) zählen allesamt zu den Aushängeschildern der südostasiatischen Fastcore Gemeinde. Kein Wunder also, dass dieses Release bestens reinläuft. Alle Bands spielen hochklassigen schnellen Hardcore in ansprechender Soundqualität und mit einer sehr gesunden DIY Einstellung. Auf unterschiedliche Art beschäftigt sich jede Gruppe mit den Problemen ihrer Szene und ihrem eigenen Selbstverständnis in einer politisierten Underground-Kultur. Vor allem Under Attack und Suara Anak Muda können mich völlig überzeugen. Abgedrehter und verzerrter Hardcore mit knappen Songs, deutlichen Aussagen und einer nicht von der Hand zu weisenden Punk-Attitüde. Das gefällt mir ziemlich gut, da es ja immer noch viel zu viele Menschen gibt, die den Graben zwischen Hardcore und Punk weiterhin vertiefen. Dieser wunderschön aufgemachte Sampler unterstreicht, dass es auch anders geht. 
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V/A WAG NYONG GWAIN TA SA BAHAY Tape (www.strafraumpogo.de.vu/)
Das einzige Land in Südostasien, welches schon sehr früh eine Punkszene entwickelt hat sind die Philippinen. Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass schon Mitte der 80er Jahre eine Vielzahl von Punkbands ihre Unwesen trieb und tatsächlich auch Aufnahmen veröffentlichte. Das umtriebige Label Twisted Red Cross war damals für zahlreiche klassische Veröffentlichungen verantwortlich. Bands wie Philippine Violators, Betrayed, Dead Ends, I.O.V. oder R.D.A. sollte man sich unbedingt mal reinziehen. Damit ihr jetzt nicht völlig entgeistert in die Röhre schaut, verrate ich euch auch, wo ihr diese Perlen der frühen Punkszene der Philippinen finden könnt. Der Blog:
http://philippines80shardcore.blogspot.com/ ist in dieser Hinsicht die Erfüllung all eurer Träume. Wenn ihr euch allerdings für die aktuelle Punkszene der Philippinen interessiert, die ja leider nicht so bekannt ist, dann empfehle ich euch diesen feinen Tapesampler, der von Mika vom Strafraumpogo Fanzine zusammengestellt wurde. Neben einigen den bereits erwähnten alten Bands, gibt es auf diesem sehr schön zusammengestellten Tape auch alle relevanten Bands der aktuellen Punk-Generation. Neben einige Bands, die zumindest mir schon etwas geläufiger sind (wie z.B. Feud, A.D.A. Choke Cocoi, Istukas over Disneyland, etc.) gibt es hier sehr viele Gruppen zu entdecken, die wahrscheinlich nur Menschen bekannt sind, die im direkten Kontakt mit der Szene vor Ort sind. Richtig toll an dieser Compilation ist also nicht nur, dass es einige zu entdecken gibt, sondern vor allem, dass Mika sich in der Zusammenstellung richtig Mühe gegeben hat, um einen groben Gesamtüberblick über verschiedene Spielarten und Genres zu bieten. Hier findet sich also Hardcore, Punk, Skapunk, Gekloppe und Gepoppe! Eine wirklich sehr kurzweilige und gleichzeitg informative Kreuzfahrt durch die Szene. Versehen ist das Tape dann auch noch mit allen nützlichen und wichtigen Kontaktinformationen. Wirklich ein sehr schöner Sampler, der sich in jedem Tapedeck gut macht (leider gibt’s ja nicht mehr so viele Tapedecks... schnüff schnüff). 
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V/A BISHKEK IS BURNING EP (Tian An Men 89, tam89@excite.com)
Aha, der King of exotic underground hat mal wieder ein paar Veröffentlichungen an den Start gebracht. Und was hat man lieber als feine Sampler aus Ländern, von denem man noch nicht einmal weiss, wo sie sich genau befinden. Dieser Sampler versammelt ganze 5 Bands aus Kyrgystan. In gewohnt spärlichster Aufmachung gibt es einen coolen Punkrock Songs mit typisch russischem Sound, zwei experimentellere Songs, einen ziemlich guten Skasong und ein Lied, welches ein wenig an den Minimalpunk von Grashdanskaya Oborona erinnert. Insgesamt also eine feine und interessante Zusammenstellung, die auch über den eng gesteckten Punkrahmen hinaus schaut. Guter Sampler. 
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V/A PLAY FAST DIE YOUNG Tape (www.geocities.com/uproarscene)
Ein schön aufgemachter Sampler mit 5 Fastcore Bands. Gampang sind aus Malaysia und spielen ungebremsten Hardcore mit grindigem Gesang. Die Songs sind mir manchmal zu simpel gestrickt... es geht eben nur auf die zwölf, ohne auch mal ein schönes Break oder einen langsamen Part einzubauen. Trotzdem ganz okay. Gudang X Garam aus Indonesien machen das schon viel besser, denn ihre Songs sind zwar auch extrem schnell, aber auch viel sauberer gespielt und kommen daher wesentlich knalliger. Der Gesang ist hektisch und überzogen und passt wunderbar ins Gesamtbild. Positif Power sind ebenfalls aus Indonesien, erinnern mich aber total an die alten Aufnahmen von Geeks aus Korea. Old School Hardcore mit kreischiger Stimme. Leider ist der Sound ein bisschen dünn, darunter leidet der Gesamteindruck. Escobar sind aus Frankreich haben zwar sehr geile Texte, der Sound ist aber ziemlich schlecht, dumpf und ohne Wucht. Schade eigentlich, denn ihre kurzen Attacken erinnen irgendwie an die göttlichen Charles Bronson... aber so klappt es dann leider doch nicht. Manusia Buatan sind dann wieder aus Indonesien und sie machen alles richtig. Schnell, ungestühm, wild und rabiat, werden hier die Songs herunter gedroschen. Auch hier ist der Sound nicht optimal, aber das gleicht die Band durch Energie und den abgedrehten Gesang aus.Insgesamt muss ich sagen, dass die indonesischen Bands ihre Kollegen weit in den Schatten stellen. Die schöne Aufmachung und die Tatsache, dass auch die eher uncoolen Songs innerhalb von Sekunden vorbei rauschen, machen diesen Sampler trotz einiger nicht so prickelnder Songs, empfehlenswert. 
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WHEN MY AUTHORITIES FALL - st EP (diyhc@yahoo.com, www.wmaf.core.lv)
Kollege Szarapow aus St.Petersburg hat mir bei seinem Aufenthalt in Freiburg eine handvoll dieser Singels übelassen. Ich war überglücklich, hatte ich mich doch schon ein paar Wochen nach dieser Single umgeschaut. Denn aus Lettland gibt es ja wahrlich nicht gerade eine Schwemme an Hardcore Bands. Umso froher bin ich, wenn es dann mal eine coole lettische Band auf Vinyl schafft. Und W.M.A.F. sind wirklich sehr geil. Fett produzierter emotional angehauchter Hardcore mit einem sehr wilden und kräftigen Element. Diese Band besitzt Dynamik und Drive und kombiniert hier zurückgesetzte Passagen mit wilden Ausbrüchen. Das ganze kann sich locker mit europäischem Hardcore Standart messen, übertrifft viele peinliche Klischeebands zudem durch Intensität. Dazu schreien, wimmeren, singen und kreischen hier eine Frau und ein Mann in dieser seltsamen lettischen Sprache. Aber keine Bange, auf eine Textübersetzung muss man nicht verzichten. Die wird hier mit ausführlichen Erklärungen mitgeliefert. Und da zeigt sich, dass W.M.A.F. auch textlich auf der guten Seite stehen. In unverkrampfter und unpeinlicher Art widmen sie sich der Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft und an der Grenzpolitik Europas. Tolle vier Songs, die Anspruch und Musik auf ganzer Linie perfekt kombinieren. 
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YOUNG AND DANGEROUS - dangerous youth CD (www.myspace.com/yxaxdangerous)
Rotzigen und freche Thrashpunk aus Malaysia gibt es auf dieser CD. 16 mal ballert diese lustige Band ihre knappen, rüden und ungestümen Songs hervor. Schneller Hardcore mit punkigen Moshparts (kein Metalshit), gegrölten Backings, schepperndem Schlagzeug, nölig verzerrtem Gesang und einer Unmenge an Spaß. Das hier sind wohl noch ziemlich junge Kerle... und so strotz das Machwerk vor Energie. Ich wette dass die Band sich noch deutlich weiterentwicklen wird und vor allem bei der Geschwindigkeit noch einen Zacken mehr drauf bekommt. Für meinen Geschmack könnte es nämlich ruhig noch ein wenig flotter zur Sache gehen. Dafür beweist die Band in ihren Texten, dass sie ziemlich kluge Köpfen sind und den richtigen Punkspirit im Blut haben. 
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