A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
APATIA
NO / PROTESTERA split-EP (www.geocities.com/apatiano)
Wer
hätte es gedacht, dass diese Single tatsächlich
nochmal das
Licht der Welt erblicken wird. Ich glaube 2 Jahre stand das Ding in
den Startlöchern und endlich ist es soweit. APATIA NO mit 4
Songs die mit den Aufnahmen für ihre LP ‘El ruido de
antes...’
entstanden und dementsprechend fetzig produziert sind. Absolut fetter
Anarcho Crustpunk mit ordentlichem Grind Einschlag. Dazu wirklich
klasse Texte, die sich mehr und mehr von direkter Agitation hin zu
persönlicher Reflektion hin bewegen. Vier großartige
Songs, die wirklich ihresgleichen suchen. Dazu gibt es ein fettes
Booklet mit allen Texten, Übersetzungen, Kommentaren und
Infos.Nun aber zur Flip-Seite, die von den Schweden Protestera
bestritten wird. Diese haben ja schon durch ihr unsägliches
‘Burn Israel Burn’ Geplapper so manches Juze und
autonome Zentrum
in Wallung gebracht. Lange ist es her, irgendwelche Diskussionen gab
es auch und scheinbar zeigte sich die Band etwas einsichtig...
Nichtsdestotrotz gibt es für mich an Protestera einiges zu
kritisieren. Ihr Song ‘De maste bort’, der
musikalisch
einwandfreien geilen Hardcorepunk bietet, handelt von ‘den
Reichen’
die uns beherrschen und unsere Umwelt zerstören. Kurz stehen
‘die Reichen’ für all die schlimmen
Auswirkungen, die der
Kapitalismus tagtäglich hervor bringt. Kein Wort wird jedoch
darüber verloren, dass ein jeder Mensch dieser Gesellschaft
Teil
des kapitalistischen Systems ist und diesem System auch nicht
entflieht oder es gar angreift, wenn er seine Platten auf einem
kleinen Punklabel veröffentlicht. Denn jedes Label arbeitet
nach
den selben kapitalistischen Regeln. Wer jedoch das Bild des
‘Großkapitalisten’ gegen das
‘Ideal des revoltierenden
Punkers’ stellt, der macht sich mit dieser schwarz/weiss
Gestaltung
seiner Realität höchstens noch lächerlich.
Völlig
verkürzt wird hier nicht der Kapitalismus als System
kritisiert,
sondern auf das ‘böse böse
Kapital’ und die ‘bösen
Kapitalisten’eingedroschen. Platter und phatetischer kann man
sich ja
kaum noch als ‘Gut-Mensch’ konstruieren. Wenn dann
auch noch wie
bei Protestera der Song, der übersetzt ‘We must get
rid of
them’ heisst mit einem Schuss endet, dann fühle ich
mich all
zu sehr an stalinistische PolPot Verehrer erinnert, die das
Übel
dieser Welt einfach ausmerzen wollen. Als ob der Kapitalismus durch
ein paar tote Bonzen aus der Welt geschafft wäre. Militanz in
allen Ehren, aber mit dieser kruden Mischung aus
‘jugendlichem
Übereifer’, ‘Black Block
Romantik’ und undifferenzierter
Weltanschauung, kann man bei mir keinen Blumentopf gewinnen. Das hat
für mich auch nicht mehr viel mit Anarchismus zu tun, birgt es
doch Verachtung für Menschen in sich. Und wie bitte kann man
ernsthaft behaupten Anarchist zu sein und gleichzeitig Menschen
verachten? Protestera präsentieren sich also insgesamt nicht
wie
die vielbeschworene Speerspitze der
‘Politpunk-Szene’ sondern wie
ein Haufen unreifer Gören, die kaum eine Minute über
die
von ihnen fabrizierten Texte nachdenken. Denkt mal drüber
nach:
NO GODS, NO MASTERS, NO HEILIGE KÜHE DER PUNKSZENE! (TOP)
BOOM
BOOM KID / FUN PEOPLE - split-EP (www.funpeople.com.ar)
Diese
Split-EP habe ich auf dem Konzert von Boom Boom Kid erworben...
eigentlich nur aus dem Grund, um meine Lateinamerika-Sammlung zu
vervollständigen. Wer hätte denn erwartet, dass eine
EP,
die so ein beschissenes Cover hat so gut sein kann. Der Boom Boom Kid
Song ‘no valores’ knallt ganz gut. Fetziger
Hardcore alter
Schule, dem man anhört, dass er in irgendeiner Küche
aufgenommen wurde. Die Flip-Seite allerdings ist der albsolute
Knaller. Fun People covern the SMITHS und sind dabei so genial (und
auf spanisch), dass mir keine orginales SMITHS Stück
einfällt,
was an diese Hymne ‘reel around the fountain’
herankommt. Der
Sänger klingt so zuckersüss, dass meine Mitbewohner
mir
nicht glauben wollten, dass es sich tatsächlich um einen
männlichen Sänger handelt. Okay, unsere knallharten
Punker
werden mit derartigen Popsongs nichts anfangen können, aber
wer
sich das Gefühl ‘bei Regenwetter unsterblich
verknallt zu
sein’ immer wieder von Platte reinziehen will, der liegt hier
genau
richtig! Ganz grosse Klasse!! (TOP)
BURNED
ALIVE - st CDR (www.myspace.com/kotzetapes)
Und
hier die nächste Bombe aus Südostasien. Aus Thailand
gibt
es ja wahrlich nicht wirklich viel an Punkmusik, die den weiten Weg
nach Europa schafft. Im Vergleich zu Malaysia, Indonesien und den
Philippienen scheint die Szene vor Ort noch immer in den
Kinderschuhen zu stecken. Um so erfreulicher, dass es doch ein paar
Bands gibt, die Aufnahmen machen und den internationalen Kontatk
pfelgen. Burned Alive lassen gleich an ihrem Schriftzug erkennen,
dass sie keinen Sonnenschein-Musik machen, sondern eher von Discharge
und Konsorten beeinflusst sind. Allerdings haben sie lediglich
Proberaumaufnahmen, die von der Produktion eher dünn sind und
dementsprechend keinen durchschlagenden Nietencrust bieten. Hier geht
es eher in die dreckige Chaospunk Richtung mit verzerrten Gitarren,
verzerrtem Gesang und verzerrtem Schlagzeug. Kurzum, alles ist
verzerrt, energetisch, angepisst und wild. In sechs Songs, die mit
Sicherheit live eingespielt sind, wird hier ein räudiger,
dreckiger Punk entfesselt, der kratzig, sperrig und primitv alles in
Grund und Boden drischt. Für Freunde von Freejazz,
Singer/Songwriter-Dreck und sonstige Weichspülerfans ist das
garantiert nichts... auch nicht für Freunde von guter
Produktion
und Aufnahme. Hier ist einfach nur rüder, primitver Punk
geboten. Leider gibt’s zur CD-R keine Textbeilage und auch keine
sonstigen Infos, aber die Songtitel ‘After the
war’, ‘Vision of
War’, ‘Victims’, ‘Hiroshima
nightmare’, ‘Burned Alive’
und ‘In agony’ dürften schon genug
aussagen, um euch eine
ungefähre Vorstellung von der textlichen
‘Vielfalt’ der Band
zu vermitteln. (TOP)
CANVAS - st CD (www.myspace.com/foundacanvas)
No idea if this band is around for a long time or if this is just
their first release. If you listen to it it seems as if the band played
together for a long time but still keep the energy of a brand new
project. 6 songs of very well played modern hardcore with raw edges and
lots of dynamics. This is an Argentinian band even though they scream
and sing mainly in English. The band plays fast forward and
aggressive hardcore but with a slice of punky and catchy parts which
are underlined by nice chorus and excellent melodic guitar work. Anyway
the songs stay raw and brutal enough to make this record a pleasure to
listen to. Especially the rough and pissed voice is catching me.
Sometimes the band reminds me of the early recordings of American
Nightmare but it sure has enough originality to avoid that you
feel bored. In contrary! Canvas is adding enough raw and direct energy
to stand out from the masses of hardcore bands. It's a prefect
mixture of hardcore and violent screamo spiced up with a raw but good
production. Very well done! (TOP)
COJOBA
- mas alla del cielo CD (www.myspace.com/cojobapunk)
Aus
dem Nichts trudelt hier die neue CD der besten Band Puerto Ricos ein.
Schon seit 1995 sind Cojoba aktiv. Mittlerweile hat es die Band zu
einer beachtliche Anzahl an Aufnahmen und Veröffentlichungen
gebracht. Aber irgendwie wirken sie dennoch wie ein heißer
Geheimtip. Hier also das neuste Machwerk, welches einmal mehr von der
unglaublichen Stimme der Sängerin Taina lebt. Wahnsin... da
könnte man auch die allerletzte Kellercombo dazustellen und
trotzdem würde mir diese kräftige, faszinierende
Stimme
eine Gänsehaut zaubern. Taina kann wirklich singen und nutzt
die
Vielfalt ihrer Stimme um sowohl düstere und melancholische
Songs, als auch wütende und schnelle Songs perfekt zu
untermalen. Die Band lebt allerdings nicht von dieser Stimme allein.
Cojoba merkt man an, dass hier keine uninspirierte Musiker am Werk
sind. Mit viel Fingerspitzengefühl und Drive werden hier 15
mitreissende und wild Songs gespielt, die eingängig und
abwechslungsreich direkt ins Kleinhirn übergehen. Der
dreckig-brazige Gitarren-Sound gefällt mir dabei besonders
gut.
Cojoba geben alles und legen abermals eine tolle CD vor, die nahtlos
an die großartigen Vorgängeralben
anschließt. Bei
dieser grandiosen Band, die zudem das Herz am richtigen Fleck hat
kann man gar nix falsch machen! (TOP)
DEMENCIA
- st EP (insurrekto@yahoo.es)
Endlich
mal wieder eine 7” aus Kolumbien, dem Land in dem ja schon in
den
späten 80ern/frühen 90ern der absolut hammercoole
Punkrock
gespielt wurde. Und Demencia knüpfen genau dort an, wo Bands
wie
Fertil Miseria, Ira, Bastardos sin Nombre, Ataque de Sonida, etc.
aufgehört haben. Superdreckiger, down-tuned Krachpunk mit
verzerrtem, kreischendem Gesang und sich überschlagenden
Songstrukturen. Diese Single ist wirklich der Hammer. Es gibt keine
Infos zur Band, keine Songtext, keine Songtitel - einfach nichts. Ein
lumpig kopiertes Blatt mit beknackten Zeichnungen und den Infos,
dass Demencia aus Bogota stammen und aus zwei Personen bestehen.
Diese zwei Typen lassen es dafür so richtig krachen. No-future
Punk Noise wie er besser kaum sein könnte. Der Gesang ist ein
einziges Inferno aus verzerrtem Hall und extrem wütenden
Geschrei - hört sich eher nach einer Frau an, als nach zwei
Typen. Dazu gibt es einer scheppriges Schlagzeug und krass dreckige
Gitarren. Das ganze in einem rüden aber wuchtigem Sound, der
keine Wünsche offen lässt. In insgesamt 14 Minuten
wird
hier wirklich der wütendste Punkrock gespielt, den ich seit
lange gehört habe. Unfassbar, dass es heutzutage noch solche
Bands gibt. Da halten nichtmal die alten Aufnahmen von Schleimkeim
mit – ehrlich!! (TOP)
DESIDIA - demo CD-R (www.myspace.com/desidiadelahumanidad)
Desidia is a pretty new band from Buenos Aires which follows the
steps of such great bands as Fall of Efrafa, Asidio or Down to Agony.
This is completly down tuned, heavy and apocalyptic sludge crust.
Desidia develope their force in three slow, dark and brutal songs which
evolve from atmospheric parts to raw crust break outs. Instead of arty
and psychodelic song structures they stick with basic and depressive
heaviness and deep growling voice. Even the fast and exploding parts
keep the sleazy and dark edges but sometimes open the way
for melodic sparks. But in general the dark and furious depression
rules these recordings and makes it a blast! Obviously Desidia isn't
singing about love and happiness but about the social nightmare we all
are living in. It's pretty great and will fit very well into your
collection if you love the above mentioned bands. Only the cover
artwork seems to be a little bit average as it combines again images of
flying birds, graves and fracture type. I guess if seen this before
several times... but anyway this still remains a wonderful DIY
demo with a little booklet,silkscreen printed digipack and lot's of
passion! (TOP)
DISCARGA
- que venha abaixo EP (www.perculiodiscos.com.br)
Auch
Discarga aus Brasilien haben schon mal ein Scheibchen auf 625
veröffentlicht, was für den ein oder anderen schon
ein
Qualitätsurteil ist. Und tatsächlich kann mich auch
diese
Band, die übrigens auch schon in Europa auf Tour war,
überzeugen. Schneller Hardcore, der klingt wie eine Mischung
aus
altem Brasilienpunk und amerikanischen Old School
Größen a
la Black Flag. Das ganze dann natürlich auf 45upm abgespielt!
Es
ist wirklich ein Freude dieses Scheibchen zu hören, denn
Discarga verzichten auf stumpfes Geklopfe und überzeugen
lieber
durch Breaks, Tempowechsel und schöne Old-School
Chöre. 7
Songs inklusive Septic Death Cover. (TOP)
DISTRESS
/ DISKELMÄ - split-EP (c_ml.hc@email.cz)
Bei
zwei Bands mit einem ‘Dis’ im Namen wundert es
nicht wirklich,
dass auch das Cover im ‘Dis’-Stil gehalten ist.
Patronengurte,
Totenköpfe, Nieten. Naja, innovativ ist sowas nicht. Aber noch
immer gibt es genug Fans, aber eben auch gute Bands, die das Erbe von
Discharge weiter pflegen. Natürlich ist man mittlerweile auf
einem ganz anderen Stand von Produktion, als 1981. Dementsprechend
rappelts im Karton, wenn diese Bands aus Russland (Distress) und
Finland (Diskelmä) aufs Gaspedal treten. 3 mal darf jeder
zuschlagen und bereits nach der Distress Seite muss ich tief Luft
holen. Wirklich fetter und mitreissender D-Beat Punk in brachialer
Härte. Down-tuned Gitarren und apokalyptisches Schlagzeug
untermalen hier eindrucksvoll die rausgebrüllten Texte. Eine
wirklich coole Band mit einer Heavyness, die so manche deutsche
Punkband wie eine lächerliche Schülerband erscheinen
lässt.
Die Texte sind knapp aber unmisserverständlich. Sie richten
sich
gegen Pseudopunk und Kommerz. Hm, kein Song über den Krieg??
Komisch. Aber dafür gibt’s ja noch
Diskelmä, die gleich
beim ersten Song wieder alles ins Lot rücken. Hier geht es
textlich wieder um Krieg, Gewalt und die Aussichtlosigkeit unserer
Generation. Obwohl also textlich nicht gerade die Welt auf den Kopp
gestellt wird, rotzt ihr D-Beat Punk angenehm durch die Boxen. Nicht
so heavy wie Distress wird hier eher eine schnelle und sirrende
Gitarre (mit kurzen Soli) in den Vordergrund gerückt. Die
fette
Produktion und die rasante Geschwindigkeit lassen keine
Wünschen
offen. Hier kommt jeder auf seine Kosten, der von lahmarschigen
D-Beat Kapellen gelangweilt ist. Power, Power, Power! (TOP)
LOS
DOLARES - nunca el olvido EP (www.myspace.com/losdolares)
Los
Dolares aus Venezuela haben einen ganz schön weiten Weg hinter
sich. Nicht nur, dass die Band nun mit Sack und Pack in Barcelona
angesiedelt ist, nein auch musikalisch hat sich hier so viel getan,
dass man eigentlich nicht glauben möchte, dass es immer noch
die
gleiche Band ist. Ich erinnere mich noch deutlich an ihr erstes Tape,
als die Band noch melodischen Punkrock mit gesungenen (!) Texten
produzierte. Im Vergleich zum heutigen Sound möchte man
geradezu
von einer Kindergarten-Kapelle sprechen. Denn deutlich haben all die
spanischen Crusties auf die Venezuelaner abgefärbt. Hier gibt
es
demnach ein derbe düsteres Hardcore Brett mit deutlichen
Anleihen von Ekkaia, Cop on Fire, Leadershit, etc. Tiefer,
düstere
Hardcore mit einer immer mal wieder aufschreienden Gitarre und heiser
gebrüllten Vocals. Zum Glück versinkt die Band aber
nicht
in depressiver Rebellengeste sondern bleibt sich thematisch treu.
Hier gibt es angepisste Attacken auf den Kapitalismus und Reflexionen
über die Geschichte Latein Amerikas. Verpackt in einen nach
vorne treibenden, grollenden Hardcore Sound, der Tragedy wie eine
melodisch Kirmeskapelle wirken lässt. Zur 4 Song Single gibt
es
die Textübersetzungen plus ein kleines Poster. (TOP)
DOMESTIK
DOKTRIN - st EP (combat_wounded_vegetarian@hotmail.com)
Erschien auf 625 Trash... Wenn
sich ein amerikanisches Label dieser Größenordung
einer
indonesischen Fastcore Band annimmt, dann kann man ja eigentlich
sicher sein, dass diese Gruppe einiges auf dem Kasten haben muss. Und
tatsächlich sind Domestik Doktrin derzeit sowohl inhaltlich
als
auch musikalisch wohl eine der besten Bands aus Indonesien. Im
Gegensatz zu vielen Gruppen aus Südost Asien befassen sie sich
mit Themen aus ihrer direkten Umwelt und nicht mit abstrakten
‘Kein
Krieg’-Texten. Und so kommt diese 9 Song EP nicht nur
inklusvie
aller Texte sondern auch mit ausführlichen
Erklärungen auf
indonesisch und englisch. Die Musik ist rasend schneller Hardcore mit
hektischem Schlagzeug, kreischigem Gesang und verzerrten
Chören.
Das ganze ist jedoch treffsicher und astrein eingespielt. Es gibt
also keinen verwaschenen Fastcore, bei dem einfach nur
draufgeprügelt
wird, sondern gut durchdachte Songs mit ausgereiftem Songwriting.
Eine sehr gute Scheibe, die dank des Labels auch in Europa gut
erhältlich sein sollte!! (TOP)
FUN
PEOPLE - Angustia, No, No 10” LP (gasrecords@gmx.net)
Tja,
Fun People habe ich lange Zeit ziemlich
vernächlässigt.
Ihre früheren Aufnahmen haben mir nur zum Teil gefallen und
wenn
man in Süd Amerika Fun People gut findet, dann hat das in
Anarchokreisen fast den selben Charakter, als wenn man in Deutschland
ein paar Bauwagencrusties von den Toten Hosen überzeugen
wollte.
Tatsächlich werden Fun People aus Argentinien in ganz
Lateinamerika abgehypt und viele Leute rümpfen die Nase, wenn
von dieser ‘Sell-Out’-Band gesprochen wird. In
Europa verkauft
sich die Band tatsächlich immer als anarchistische Hardcore
Band
und gibt sich dementsprechend DIY-mässig. Wie dem auch sei...
ich lass diese ganzen Geschichten mal außen vor, denn als ich
Fun People unter dem Namen BOOM BOOM KID (so der Name des
Sängers,
der in Europa tourte und auch hauptsächlich Fun People Songs
zum
besten gab) in Freiburg live erlebte, war ich ziemlich begeistert von
dieser Band und vor allem von ihrem Sänger, der mal wirklich
Entertainerqualitäten besitzt, wie man sie von Punkbands nicht
unbedingt erwartet. Kurze Zeit später erhielt ich dann diese
10”
LP, die mich völlig umgehauen hat, denn Fun People laufen hier
zur absoluten Höchstform auf und stellen alle ihre Aufnahmen
(die ich von ihnen kenne) locker in den Schatten. Diese 10”
ist
wirklich völlig klasse. Melancholischer Hardcore, der zwischen
Old-School Skatepunk, schnellem Melodicore und post-punkigen Fugazi
pendelt begegnet der wirklich aussergewöhnlich guten Stimme
des
Sängers, der zwischen Schreiparts und melodiösem
Gesäusel
in höchsten Lagen wirklich alles aus den
Lungenflügeln zu
pressen vermag. Fun People bieten in diesen 14 Songs eine wunderbare
Berg- und Talfahrt zwischen positiver Energie, wütendem
Geprügel, sanften Harmonien, melancholischen Texten,
süsser
Träumerei und gestrecktem Mittelfinger. Ich bin wirklich super
begeistert von dieser ausergewöhnlich harmonischen Scheibe,
dass
ich lediglich zu bedauern weiss, dass sie zu kurz geraten ist. (TOP)
THE
GEEKS - from the start CD (youthxcrew@naver.com)
Auch
diese Band aus Süd Korea fand vor einigen Ausgaben ausreichend
Würdigung in diesem Heft. Seitdem hat sich wieder einiges
getan
und nun veröffentlicht die Gruppe in internationaler
Zusammenarbeit ihre gesammelten Aufnahmen als CD. Insgesamt sind das
34 Songs von verschiedenen Compilations, split-Releases und Tape
Veröffentlichungen. Einige Songs sind in verschiedenen
Versionen
vorhanden, aber trotzdem gibt es hier haufenweise geilen youth crew
hardcore! Vor allem die neuen Songs von 2004 können
begeistern.
Saucooler Hardcore in bester Soundqualität. Die Gruppe
orientiert sich klar an Vorbildern wie alten Grössen wie
Gorilla
Biscuits, kombiniert aber ähnlich wie Good Clean Fun oder
Pointing Finger ihren Style mit modernerem Sound. Zudem ist der
Gesang von the Geeks vor allem bei den früheren Aufnahmen
wesentlich kreischiger und abgefahrener. Das gefiel mir schon immer
an ihnen. Und obwohl diese Gruppe eine klassische Straight Edge Band
ist vergessen sie auch ihre Punkwurzeln nicht, wenn sie zum Beispiel
‘Punks for all’ singen. Auch das schon viel zu oft
gecoverte ‘if
the kids are united’ wird dargeboten. Der Gesang ist aber
derart
kreischig, dass es wirklich ziemlich cool rüberkommt. Klasse
CD! (TOP)
GENOCIDE
- blood spilled CD (cons_internacion@hotmail.com)
Als
ich ein Liedchen dieser Band auf einem Sampler gehört habe,
war
mir klar, dass ich mich auf die Suche nach der kompletten CD begeben
muss - zum Leidwesen meiner Mitbewohner, denn GENOCIDE scheinen
derzeit den heftigsten Sound Mexikos zu produzieren. 14
manischdepressische Grindcore Attacken mit rüdem
Röchel/Kreisch-Gesang, bei dem man nicht vermuten
würde,
dass er tatsächlich ohne Verzerrungsgeräte auskommt.
Die
zwei Sänger überbieten sich hier gegenseitig in
infernalischem Gegurgel, wären im Hintergrund eine stumpfe,
brutale und höllenschnelle Moshparty zelebriet wird.
Zugegeben,
das hier ist sehr deathmetallig, aber nichts desto trotz ziemlich
ass-kicking und für die gewissen, zärtlichen Stunden
in
unserer aller Leben durchaus zu empfehlen (und nach 16 Minuten ist
auch schon alles wieder vorbei!!) (TOP)
HOPE
DIES LAST / JUMBO JET split-Tape (www.nolabelrecords.cjb.net)
No
Label Records finde ich eigentlich ziemlich schlecht, da der Typ
dahinter wirklich alles veröffentlicht was ihm in die Finger
kommt und was sich irgendwie verkaufen lässt. Kriterien wie
‘Texte’, ‘Einstellung’ oder
ähnliches scheint keine
weitere Rolle zu spielen. Dennoch gibt es einige
Veröffentlichung
auf diesem Tapelabel, die wirklich cool sind. Zum Beispiel dieses
Splittape. Jumbo Jet aus Indonesien spielen zwar eher langweiligen
Hardcore mit gelegentlichem Metaleinfluss, dafür sind Hope
Dies
Last aus Lettland mal so richtig geil. Fetter, verbreakter Hardcore
mit scream-vocals vom feinsten. Der Sound ist ziemlich fett und vor
allem die Gitarren klingen öfters nach düsterem
Hardcore
der Tragedy/His Hero is Gone Schule. Hope Dies Last geben aber immer
wieder Gas und spielen klassischen Hardcore alter Schule herunter.
Nur um dann im nächsten Moment das Tempo wieder etwas zu
drosseln und einen langsamen, aber kraftvollen Part anzuschliessen.
Je Band gibt es hier 5 Songs und Hope Dies Last sind klare Gewinner! (TOP)
HOSENFEFER
- knife in my back EP (Tian An Men 89 Records)
Und
gleich das nächste interessante Release vom
französischen
Exotenlabel. Direkt aus dem krisengebeutelten Kosovo kommt die Band
mit dem seltsamen Namen. Es handelt sich dabei um die letzte
serbische Band, die im Kosovo verblieben ist. Wie nicht anders zu
erwarten hat ja das Eingreifen der Nato dazu geführt, dass die
ethnische Säuberung im Kosovo voran geschritten ist und die
Serben aus dem Gebiet vertrieben wurden. Um so erstaunlicher, dass
diese coole Band weiter rockt. Sie spielen coolen Garagepunk mit
nettem Beat, cool straightem Sound und englischen Texten. Leider
liegen die Texte nicht bei, aber es scheint, als würde nicht
die
Situation im Kosovo reflektiert. Das ist schon ein bisschen schade.
Somit bleibt lediglich eine Single mit 7 feinen Punkrock Songs. (TOP)
MASS
SEPARATION / SMG split-EP (www.geocities.com/daneswithpants)
Mass
Separation sind wohl eine der umtriebigsten Bands aus Malaysia.
Mittlerweile haben sie es schon auf eine fast unüberschaubare
Anzahl an Split-Veröffentlichung mit namhaften
europäischen
und us-amerikanischen Bands geschafft. Und wenn ich mich nicht ganz
täusche, dann stehen die nächsten Platten schon in
der
Pipeline. Hier präsentieren sie sich zusammen mit Selfmade
God,
ebenfalls aus Malaysia. Mass Separation tragen zum Gelingen der
7”
5 Songs bei, die allesamt als dreckig chaotischer Crustcore
beschrieben werden können. Schnell, ruppig und deutlicher
angelehnt an 80er Hardcore als an den Crust der Neuzeit. Also kein
Tragedy Abklatsch, sondern ungestümer Hardcore/Punk mit
keifendem Gesang und fieser Gitarre. SMG auf der Flipseite schlagen
in eine ähnliche Kerbe, gehen allerdings etwas stumpfer, aber
auch schneller zu Werk. Hier gleitet der Sound teilweise ins
Grind-Gebiet ab. Nicht sonderlich innovativ und auch von der
Intensivität nicht gerade 1A. So bleibt unterm Schnitt eine
EP,
die sich vor allem, wegen Mass Separation und dem schönen
Coverartwork von Kenji lohnt. (TOP)
MIGRA
VIOLENTA - holocausto capitalista CD (www.infected-rec.8m.com)
Und
gleich nochmal Argentinien. Dieser großartige Hardcore Band
war
ja schon in Europa auf Tour und gerade wenn ihr diese Zeilen lest,
machen sie sich schon wieder auf, um Europa in Grund und Boden zu
rocken. Auf ihrem neusten Werk zeigen sich Migra Violenta wieder von
ihrer besten Seite. Hyperaggressiver, breaklastiger Hardcore mit
einer unvergleichlich heiser verzerrten Stimme. Für mich als
alten Los Curdos Fan ist das die absolute Offenbarung, denn diese
kurzen Granaten mit spanischem Gesang klingen tatsächlich wie
Crudos zu allerbesten Zeiten. Fett produziert, voll auf die Fresse,
aber immer mit einer ausgeklügelten und cleveren Songstruktur.
Im Gegensatz zu ihren frühen Aufnahmen haben sich Migra
Violenta
tatsächlich sehr gesteigert, denn mittlerweile haben sie es
wirklich raus eingängige aber nicht minder brutale und
angepisste Songs zu schreiben. Dazu gibt politische Texte, die wenig
parolenhaft aber dennoch sehr direkt und kritisch sind. Lediglich mit
dem Coverartwork kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Zu
sehen ist ein ‘Göbbels-Verschnitt’, der
statt Hakenkreuz ein
Dollarzeichen auf seiner Armbinder hat. Er hält dabei mit
verzerrtem Gesicht die Leiche eines Kindes in einen brennenden
Menschenberg. Harter Stoff und ziemlich platt den Kapitalismus mit
dem dritten Reich gleichzusetzen. Die Ziele und Ideologien des
Faschismus lassen sich in keinster Weise mit den Strukturen des
Kapitalismus vergleichen, was letztlich dazu führt, dass durch
solche Bilder der Naziterror trivialisiert und verharmlost wird.
Bislang gab es in der Geschichte der Menschheit nichts, was mit der
geplanten und industriell durchgeführten Ausrottung einer
bestimmten Menschengruppe vergleichbar gewesen wäre. Auch wenn
der Kapitalismus, wie jedem bekannt sein dürfte, die
allergrößte
Scheisse ist, stößt mir dieser Vergleich mehr als
sauer
auf. Immerhin kommentiert die Band im Cover dieses Artwork und
beweist somit, dass sie sich der Brisanz dieser Gestaltung bewusst
sind und sich im Vorfeld darüber Gedanken gemacht haben. (TOP)
MORBO
- rock subterraneo CD-R (www.morbosubte.8m.com)
Oh
yeah, welches Schätzchen erreicht mich denn hier. Direkt aus
den
dreckigen Kellern Limas scheint diese Perle zu kommen.
Soundfetischisten kriegen hier bestimmt einen Anfall, ich finde es
klasse, denn diese peruanische Band spielt genau den Sound, der mich
wehmütig an meine Zeit in Peru zurückdenken
lässt.
Dreckige, rüde Punksongs mit total simplen Songstruktur,
angepissten Texten und gegröltem Gesang. Auch der Sound ist
ärmlich, schliesslich sind die 11 Songs im Proberaum
aufgenommen. Und gerade, weil ihr alles billig, primitiv und
unprofessionell klingt, kicken mich diese Songs, den hier stimmt
einfach das Gefühl. Diese Kerle sind garantiert bettelarme
Schlucker, in einer hässlichen Großstadt, die
einfach mal
ein bisschen Dampf ablassen wollen. So ein schön angepisstes
Gefühl bekommen heute ja nur noch wenige Bands authentisch hin! (TOP)
MY
PRECIOUS - st CD (jahilrecords.cjb.net,
myprecious.rocks.it)
Was
für ein Wahnsinn, diese CD hat mir wirklich die Sinne geraubt,
seit ich sie das erste mal angehört habe. Diese Band aus
Singapore für mich das Beste, was Asien derzeit zu bieten hat.
Damit nehme ich den Mund zwar sehr voll, aberdas wird der Band
durchaus gerecht. Für Liebhaber des Schunkelpunk ist diese
Scheibe definitiv nichts, denn My Precious spielen fiesen Hardcore,
der immer wieder rasend schnell aus den Boxen hervor bricht, nur um
dann nach einem Break in eher melancholisch, emotionale Parts zu
münden. Der Sound ist dicht und packend und was My Precious
besonders ausmacht ist der doppelte weibliche Gesang. Die zwei
Sängerinnen haben ähnliche Stimme, weshalb nur
auffällt,
dass tatsächlich zwei Frauen singen, wenn sich die
Gesangslinien
überschneiden. Beide schreien unglaublich leidend und
verzweifelt die düsteren, poetischen Texte heraus.
Würde
diese Band nicht mitreissenden und aggressiven Hardcore spielen,
könnte man sie durchaus in die Kategrie
‘Screamo’ packen,
doch dafür sind My Precious einfach zu eigen. Sie haben
definitv
ihren eigenen Stil gefunden. 13 Songs lang kämpfen sie sich
durch Verzweiflung, Angst und Wut und zeigen dabei, dass sie
musikalisch der internationalen Konkurrenz nicht nur
ebenbürtig
sondern überlegen sind. Absoluter Hammer! (TOP)
MY
PRECIOUS - everything so far CD (www.thrashsteadysyndicate.com)
My
Precious zählen mit Sicherheit zu einen der wenigen Bands, die
mir in den letzten Jahren förmlichen den Verstand geraubt
haben.
Ihr erstes Album hat mir Ari in Indonesien in die Hände
gedrückt
und womöglich kaum abgesehen, welche
Begeisterungsstürme er
damit auslösen würde. My Precious aus Singapore
verbinden
schnellen, wütenden Hardcore mit einer ganz besonderen
Screamo-Note. Eine wuchtige Mischung aus schnellen Passagen und
gebremsten, dichten Songstrukturen. Das entscheidene Merkmal der Band
ist jedoch der doppelte, weibliche Gesang, welcher der Musik eine
unglaubliche Durchschlagskraft verleiht. Eine wunderbare Kombination
aus zarten Stimmen und gewaltigen Schreien, verleiht der Band eine
geniale Mischung von Emotion, Härte und Depression. My
Precious
sind nunmal wirklich der heisseste Shit, den ich seit langem lauschen
durfte. Nun wurde endlich das erste Album wiederveröffentlicht
und durch die Aufnahmen der Split-MCDs mit Gauge Means Nothing und
Steven Towson angereichert. Insgesamt gibt es also 20 Tracks aus den
Jahren 2003-2005. Ein komplette Discographie, die sich wirklich
niemand entgehen lassen sollte, der auf Hardcore im weitesten Sinne
steht. Wenn die Band aus den USA stammen würde, dann
wären
My Precious wahrscheinlich schon längst in aller Munde. So
haben
sie mittlerweile zumindest Südostasien, Australien und Japan
unsicher gemacht. Ich bin schwer begeistert, zumal das Coverartwork
mit allen Texten und haufenweisen Photos besticht. Eingepackt ist das
Bootklet und die CD zudem in ein kleines Digipack. Ein hochwertiges
Release einer der besten Bands aus Südostasien. Ich
schöre
hoch und heilig, hahaha! (TOP)
NIKMAT
OLALIM / YOUR KINGDOM IS DOOMED Split-EP (www.amatapes.cjb.net)
Grossartig
zu sehen, dass auch in der Türkei der Punk noch nicht ganz
ausgestorben ist und es immer mehr DIY Bands und Labels gibt. Nun
wird wohl auch in der Türkei wieder Vinyl produziert, was mich
natürlich sehr freut. Y.K.I.D. aus der Türkei spielen
Crustpunk mit einem ziemlich schrägen Sound. Der Gesang klingt
manchmal als wäre er in einer großen Halle
aufgenommen,
während der zweite Sänger ihm aus einer kleinen Zelle
entgegen schreit. Scheinbar sind die Songs in unterschiedlichen
Aufnahmesessions entstanden, weshalb die Soundqualität
variiert.
Das hört sich alles eher vernichtend an, dennoch gefallen mir
Y.K.I.D. eigentlich gut, denn ihre Musik strotzt vor ungehobelter
Aggression und Wut. Auch wenn musikalisch noch nicht der Gipfel der
Perfektion erreicht ist, stimmt hier einfach das Gefühl. 4
Songs
gibt es von ihnen. NIKMAT OLALIM kommen aus Israel und steuern zwei
Lieder zu Split-EP bei. Quasi eine israelisch/arabische Split-EP -
sowas hat ja leider Seltenheitswert, denn selbst in der Underground
Musik Szene arabische und nordafrikanischer Länder ist der
Antisemitismus weit verbreitet. N.O. spielen recht simplen Punk, der
okay geht. Nicht okay finde ich hingegen ihren Text von
‘ethnic
cleansing’, der die Situation der Palestinenser in den
besetzten
Gebieten beschreibt. Die Argumentation, dass N.O. ja aus Israel
kommen und daher bescheid wissen, was dort läuft, lasse ich
nicht gelten. Denn alleine die Begrifflichkeit ‘ethnic
cleasing’
zu benutzten zeugt davon, dass die Gruppe plakativ an das Thema heran
tritt und mit Wörtern hantiert, die eindeutig anders
definierte
werden. Auch das Gelaber über KZs und der Vergleich der
derzeitigen Sitation mit dem dritten Reich ist völlig daneben.
Es verharmlost nicht nur den Holocaust, sondern ist schlicht falsch,
denn Israel kann in keinster Weise eine ähnliche Motivation
zur
Ausrottung einer Bevölkerungsgruppe vorgeworfen werden, wie
dem
Deutschen Reich. Diese Vergleiche spielen daher lediglich Antisemiten
aller Gattung in die Hände. Seien es bekennende Nazis oder
völkische Trottel, die nicht einmal erkennen, wie sie in ihrer
Argumentation ihren Großväter gleichen. Dass N.O.
sich vor
diesen Karren spannen lassen und ausgerechnet mit der tumben
‘Anti-Imp’ Kapelle Oi Polloi eine Split-EP planen
ist
bezeichnend. Nur weil N.O. aus Israel kommen, bedeutet das nicht,
dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, oder
Scheisse
verzapfen können. Dieser Text könnte genau so gut von
einer
Naziband gesungen werden! Die EP ist also eine durchwachsene Sache! (TOP)
OSMANTIKOS
- Keep Fighting Oppressive Conditions EP (bacontowne@yahoo.com)
Ist
doch wirklich geil, immer mehr Bands aus Asien schaffen es die
Produkte ihrer Arbeit auch ins heissgeliebte Vinyl zu stanzen. Hier
ist es mal wieder so weit. Osmantikos aus Malaysia haben eine sehr
geile 7” auf dem amerikanischen Label Bacon Towne
veröffentlicht.
Und dieses Label hat absolut nichts falsch gemacht, denn Osmantikos
rocken kräftig los. Es gibt hier eine dumpf schallende
Ohrfeige
für alle pickeligen Pseudopunks. Fett auf die Fresse schallert
eine Hardcore-Granate an der nächsten aus den Boxen. Die
Kickdrum wird ohne Unterlass in Mitleidenschaft gezogen und auch die
Kehle des Sängers, würde sich über den ein
oder
anderen Kamillentee besonders freuen. Heiser und abgefuckt
röhrt
sich der Sänger dem schnellen Ende jeden Songs entgegen. Ich
mag
es einfach, wenn eine Band durchgehend Gas gibt, eine rauhe
Produktion und mächtig Power aufbietet und dann auch noch aus
dem klassischen DIY-Umfeld kommt. Bei dieser geilen EP kann man auf
alle Fälle nichts verkehrt machen, gesetzt den Fall, dass man
sich für Hardcore, Punk und räudige Musik
interessiert! (TOP)
PARAF/PRLAJVO
KATALISTE split-LP (Bootleg)
Dass
in Jugoslawien der Punk so richtig wild abging, ist eigentlich kein
Geheimnis mehr. Doch noch immer sind Bandnamen wie Pankrti,
Elektricni Orgazam, Termiti oder Pekinska Patka für viele
regelrechte Fremdworte. Kein Wunder, denn die Originalscheiben der
einzelnen Bands erschienen in meist kleinen Auflagen, in der
Frühphase der internationalen Punkbewegung (also zwischen
1978-1980). Lediglich vereinzelt sind Bootlegs der Bands zu finden,
die dann auch schnell ausverkauft sind und letztlich fast so rar wie
die Originalscheiben erscheinen. Jetzt ist es mal wieder soweit. Ein
Bootleg zweier genialer, alter Punkbands ist erschienen. Und ich habe
mich natürlich - trotz extrem hohem Preis -
draufgestürzt
wie ein Geier. PARAF aus Slowenien ist meiner Ansicht nach eine der
coolsten Punkbands aus Ex-Jugoslawien. Und bei PRLAJOV KATALISTE
drehe ich förmlich hohl!!! Nun werden beide Bands auf dieser
Split-LP zusammen geführt. Von PARAF gibt es fast die
komplette
erste LP auf der A-Seite und P.K. steuern ihre ersten zwei Singles
plus einige (sehr gute) Liveaufnahmen bei. Coole, schmissige Punkrock
Songs mit gutem Sound, rauhem Charm und eigenem Stil. Allerdings
vergrätzen einige Umstände, den Genuss dieser LP.
Zunächst
ist dieses Bootleg hundeelend aufgemacht. Dass man die Bandnamen
gerade noch so entziffern kann, ist schon schlimm genug. Doch Infos
zu den Originalaufnahmen, Jahresangaben, Texte, schöne Photos
oder Originalartwork der alten Tonträger - Fehlanzeige! Das
soll
man sich wohl persönlich im Internet zusammen klauben. Zu
allem
Überfluss ist sogar die Reihenfolge der PARAF Songs
durcheinander gebracht. Der Songs “Kabul 1980”
fehlt sogar
komplett. Insgesamt stimmt mich auch die Songauswahl nicht gerade
fröhlich. Statt die genialen ersten Singles von PARAF zu
verbraten, gibt es eben die LP zu hören (trotzdem sehr geil).
Von PRLAJOV KATALISTE gibt es zwar die ersten zwei Singles (4 Songs),
der Rest der Platte wird dann mit Liveaufnahmen gefüllt. Diese
sind zwar gut, kommen jedoch gegen die geniale erste LP
überhaupt
nicht an. Insgesamt bleibt zwar dennoch coole Musik und vor allem ein
paar wirklich rare Songs von P.K. bei einem Preis von etwa 15 Euro
kann ich dieses Bootleg jedoch nur als miese Abzocke bezeichnen.
Finger weg! Ich hätte gleich zwei LPs gemacht. Einmal PARAF
mit
den Singles plus der LP und eine LP mit PRLAJOV KATALISTE mit
Singles, LP und Liveaufnahmen. Inklusive schöner Aufmachung,
Informationen und einem ansprechenden Coverartwork würde ich
dafür sogar mehr Geld ausgeben als 15 Euro. So bleibt eine
miese
Scheibe von geldgierigen Bootlegern. Fuck off!!! (TOP)
PARTIYA
- childhood Tape (www.distro-fik.tk)
Wahnsinn,
wir schreiben das Jahr 2007 und meine Tapesammlung wächst
immer
noch. Wenn Freunde zu Besuch sind, dann schütteln sie immer
ungläubig den Kopf ob unüberschaubaren Masse an
Kassetten.
Jetzt gibt’s ein Tape mehr in der Sammlung. Partiya aus
Weissrussland, die mit ‘Childhood’ ihr zweites
Album vorlegen.
Dem ein oder anderen dürfte die Band schon ein Begriff sein,
schliesslich zeigt sich Wahnfried und Trümmer-Pogo-Tapes
für
diese Veröffentlichung verantwortlich. Ausserdem war die
Truppe
auch schon in Deutschland auf Tour. Auf diesem professionellen Tape
gibt es 12 knallige Punk Songs mit treibendem Beat und wüster
Energie. Ziemlich bratzige Songs mit einer ordentlichen Kelle D-Beat
Power. Allerdings immer noch einen Schritt weit vom Crust entfernt
und daher für jeden Punkrocker geniessbar. Pogotauglich und
irgendwie auch typisch russisch geht es hier ans Werk. Das klingt
teilweise wie eine verschärfte und wütendere Version
von
Purgen. Allerdings vermeiden Partiya den Wodka-Stumpfsinn und
thematisieren wichtigere und interessantere Dinge. Alle Songs werden
mit ausreichenden Infos und Erklärungen bedacht und
natürlich
auf Englisch übersetzt. Den Freunden des wilden Punk/HC aus
Osteuropa sei dieses Tape ans Herz gelegt. (TOP)
PAZAHORA
/ KAH ROE SHI - split-EP (epidemic_distro@hotmail.com)
Es
mag ja sein, dass der Eine oder Andere derzeit kein wirkliches
Interesse mehr für Bands aufbringen kann, die ganz in der
Tradition von Tragedy oder Ekkaia dem melodischen Emocrust
fröhnen.
Einerseits verstehe ich die etwas genervte Haltung, andererseits ist
es mir tatsächlich zu blöde jeden x-beliebigen Trend
innerhalb der Punk/Hardcore/Underground Szene abzufeiern, nur um dann
nach ein oder zwei Jahren angewidert das Gesicht zu verziehen, wenn
erneut eine Band des ‘angesagten’ Genres aus dem
Boden gestampft
wird. Festzuhalten bleibt doch: Gute Musik bleibt gute Musik, ganz
unabhängig von Trends und Moden innerhalb der globalen
Punkszene. Basta, und deswegen kann ich mich nicht nur für
aktuelle Emocrust Bands wie z.B. Alpinist (!!!) begeistern, sondern
auch für Bands, die ein paar Jahre auf dem Buckel haben und
dennoch weiter ihren Stil verfolgen. Wie zum Beispiel Pazahora aus
Singapur, die schon auf ihrer ersten CD unglaublich geniale Songs
abgeliefert haben. Endlich gibt es Nachschub und dann auch noch als
wunderschöne lila-Split-EP mit Kah Roe Shi aus Malaysia. Aber
bleiben wir vorerst bei Pazahora, die zwei geniale Songs bieten, die
ganz vorbildlich den Spagat zwischen dreckig rotzendem Crust und
emotional mitreissendem Melodiebögen verstehen. Die zwei Songs
beschäftigen textlich mit dem Leben in der modernen
Gesellschaft, die für ‘Andersdenkende’
kein Glück
bereit hält. Dementsprechend angepisst und mit einer leichten
Depression sind die Texte von Pazahora versehen. Das ist insofern
verständlich da Singapur als das Paradebeispiel für
die
blühenden Wunder des Kapitalismus gilt. Wer seinen Platz nicht
in der Leistungsgesellschaft findet, dem bleibt vielleicht gerade
noch der Ausflucht sich in wuchtigen Songs, die Wut vom Leibe zu
schreien. Bei Pazahora geht es insofern kräftig los und sowohl
weiblicher als auch männlicher Gesang ergänzen sich
prächtig mit der rauhen Produktion, den schmetternden Drums
und
den fetten Melodiebögen. Sehr geil.
Kah Roe Shi auf der
Flipseite hauen nicht auch noch in die Emocrust Kerbe, sondern
bollern fetten und moshenden Hardcore/ Crustpunk hervor, der vor
allem aufgrund seines grooven Rhythmus, der vertrackten Gitarre und
den düster drohenden Vocals begeistert. 3 Songs gibt es von
dieser Band, die aus einem nicht minder kaputten Moloch kommt: Kuala
Lumpur. Und so sind auch die Texte von Kah Roe Shi düstere
Abgesänge auf die Gesellschaft, den Rassimus und das
kapitalistische System. Eine wirklich geile 7inch mit allen
Texten, Erklärungen, Kontaktinfos und einem schönen
Coverartwork. (TOP)
PIREXIA
- foto instantanea de un fenomeno reciente CD (Fragment
Music)
Lange
habe ich auf diese Scheibe gewartet, nachdem ich PIREXIA in Uruguay
persönlich kennen lernen konnte und mich sowohl ihre Musik als
auch ihre Ansichten und nicht zuletzt auch ihre Freundlichkeit
förmlich umgehauen haben. Hier nun also ihre neuen Aufnahmen,
die während ihrer Europatour abgemischt wurden. 11 Songs sind
auf dieser CD enthalten. PIREXIA haben sich weiter hin zu einer
post-punkigen Emohardcore entwickelt. Zunehmend gestalten sie ihre
Songs etwas komplexer und sind dadurch etwas von der gängigen
‘Hau-Drauf’-Punk Schiene entfernt. Vielmehr
entwickeln sich die
Songs langsamer und brechen dann in wunderbare Harmonien und
herzergreifende Gesangsparts auf. Zum Teil hat das eine gewisse
Ähnlichkeit zu Leatherface, obwohl hier deutlich ein Hardcore
Background zu spüren ist. Es hat ein wenig gedauert bis ich
mich
in diese CD hereingehört hatte, aber mittlerweile begeistert
mich die Vielschichtigkeit von PIREXIA zunehmend. Keine Frage - eine
der besten Bands aus Uruguay, wenn nicht aus Süd Amerika!!! (TOP)
PLETHORA
- middle eastern cattle CD (http://www.myspace.com/fuckplethora)
Plethora
ist eine der wenigen Underground Bands des Libanons, die es
tatsächlich geschafft haben ein eigenes Album zu
veröffentlichen. Direkt aus Beirut kommt dieses Geschoss,
welches sich ausdrücklich dem Grindcore verschrieben hat. Auf
ihrer ersten CD gibt es dementsprechend schnelle, hecktische und
brutale Songs, die selten die 3 Minuten-Grenze durchbrechen. Es gibt
eher kurzes, abrupptes Gehacke im Minutentaktschlag. Aber versteht
mich nicht falsch, Plethora haben ihre Hausaufgaben gemacht und
spielen keinen stumpfen, schlecht produzierten Grindcore, sondern
komplexen, durchstrukturierten und erstaunlich gut produzierten
Grind, den ich persönlich eher unter der Kategorie Crustcore
einordnen würde. Hier ist wenig Metal, dafür einiges
an
Punkroots auszumachen. Der Gesang ist zwar düster, brutal aber
eben kein beknacktes Gekreische und Gegurgel. Auf jeden Fall ein
musikalisch ausgereiftes und gekonntes Brett, welches in gerademal 22
Minuten durchgerattert wird. Leider habe ich diese Scheibe nicht also
offizielles Release in die Finger bekommen, sondern lediglich auf den
undurchsichtigen Kanälen des Internets besorgt.
Dementsprechend
wenig kann ich zu den Texten, dieser Band sagen. Die Songtitel
klingen zwar in keinster Weise verdächtig, doch leider ist im
Bereich Grindcore immer mit der ein oder anderen Überraschung
aus der Ecke Homophobie, Sexismus und grenzenlose Dummheit zu
rechnen. Und natürlich ist bei Menschen aus dem Nahenosten und
Nordafrika ein brutaler Antisemitismus keine Seltenheit. Dennoch
bleibt diese CD ein interessantes Dokument dafür, dass eben
auch
im Libanon gewaltig gemosht und gegrunzt wird. (TOP)
PUNK
IM DSCHUNGEL DVD (www.punk-im-dschungel.de)
In
der letzten Ausgabe des Plastic Bombs habe ich euch ja schon in aller
Ausführlichkeit den Kopf hinter dem Film Punk im Dschungel
vorgestellt. Wie damals versprochen ist nun auch die DVD erschienen.
Und da Andi Geiger ein cooler Hund ist, wurde eben auch die DVD
Version des Films mit allerlei coolem Zeug aufgepimpt.
Zunächstmal
gibt es natürlich die DVD dieses wirklich sehr coolen Films,
der
die Geschichte der alternden Punkband Cluster Bomb Unit
erzählt,
die sich aus der schwäbischen Provinz heraus auf eine Tour
nach
Indonesien begeben. Dass da nicht nur die alten Punker ins Schwitzen
geraten, sondern auch der Pogomob bei den Konzerte in Jakarta,
Bandung, Jogjakarta, etc. völlig ausrastet ist klar. Aber
dieser
Film ist keine simple Tourreportage, sondern eine wirklich super
gemachte Dokumentation über eine globale Kultur, die sich eben
im lokalen Kontext völlig anders entwickelt, neue Ideen
hervorbringt und mit ganz unterschiedlichen Problemen zu
kämpfen
hat. Während die Bandmitglieder von Cluster Bomb Unit eher den
eigenen Nachwuchs und Bierbauch im Zaum halten müssen, sind
die
Punks in Indonesien aktiv an der Gestaltung einer gerechteren
Gesellschaft beteiligt. Es gibt hier wirklich tiefe Einblicke und
viele interessante Aspekte, die sich erst nach mehrmaligem Sehen (ich
bin schon bei 7 Durchgängen) erschließen. Wer den
Film
noch nicht gesehen hat, der sollte dies schleunigst nachholen und
wird das bestimmt nicht bereuen. Bei dieser DVD gibt es zum
Glück
auch noch genügen Bonusmaterial, welches den Kauf schon
alleine
rechtfertigt. Neben einem zusätzlichen Livemitschnitt von
C.B.U.
in Jakarta gibt es auch noch einen Aufnährer und eine
Compilation CD mit Punk und Hardcore aus Südostasien. Mit
dabei
sind unter anderem: Mortal Combat, Apparatus, Taring Babi, The Dirty
Dogs, Antacid, uvm. Alles durchweg coole Bands, die zum Teil beim
Soundtrack des Films eine Rolle gespielt haben. Die CD - und jetzt
kommt der absolute Hammer ist aber gleichzeitig auch auf eurem
Plattenspieler abspielbar! Die CD ist ein Hybrid aus 5”
Single und
CD. Die Oberseite birgt tatsächlich noch zwei Songs (von
Coarse
und von Cluster Bomb Unit, die auch beide richtig geil sind. Manche
mögen so eine Mixtur aus CD und 5” Vinyl
für die absolute
Blasphemie halten, ich erfreue mich hingegen an den geilen Songs und
an diesem raren und völlig neuen Format. (TOP)
PUNKORA
- bombas de democracia CD (www.punkora.cjb.net)
Neulich
heulte mir Arne aus Hannover noch die Ohren voll: ‘immer nur
Crust
und Hardcore, wo sind denn eigentlich die guten politischen Punkrock
Bands geblieben?’ Tja Arne, ich kann dich beruhigen, es gibt
sie
noch. So zum Beispiel Punkora aus Chile, die aber sowas von
klassischem Punkrock spielen, dass es fast schon antiquiert anmutet.
Nette Singalongs, deutlicher Gesang, Melodien, mehrere Sänger,
einfache Songs. Doch im Gegensatz zu bierseeligen Pogotexten, zeigt
sich die Band von höchst politischer Seite und singt hier
Songs,
die auch von jeder politischen Hardcore/Crustband stammen
könnten.
Gegen die Bullen, für den Anarchismus, über
Ungerechtigkeit, Krieg, Konsum und Kapitalismus. Im superfetten
Booklet gibt es dazu die Texte zum mitlesen und zum auswendig lernen
(mitgrölen rules!), die Übersetzungen für
ein besseres
Verständnis und zahlreiche, gute Artikel über
verschiedene
Aspekte der lateinamerikanischer Gesellschaft und Politik.
Geschrieben sind diese Artikel von verschiedenen Aktivisten aus
unterschiedlichen Ländern. Insgesamt gibt es zur CD also auch
noch ein halbes Fanzine mit wirklich interessanten Beiträgen -
allerdings alles auf spanisch. Trotzdem verbleibe ich hier mit einem
Tip, denn sowohl musikalisch, als auch inhaltlich legen Punkora
ordentlich etwas vor. Und dann ist diese CD auch noch eine
schöne
Zusammenarbeit internationaler DIY Labels. Unterstützenswert
ohne Ende! (TOP)
RAI
KO RIS - new anti-national anthem 2006-2007 (www.punkdeluxe.net)
Oh
was habe ich mich gefreut seit Jahren mal wieder etwas von den
Freunden aus Nepal zu hören. Seit Jahren treibt dort die
anarchistische Punkband RAI KO RIS ihr Unwesen und begeistert nicht
nur durch die Musik, sondern vor allem durch ihr politisches und
soziales Engagement. Als ich gefragt wurde, ob ich mich nicht, um den
Vertrieb des neusten Machwerkes kümmern könnte, war
ich
natürlich sofort Feuer und Flamme. RAI KO RIS nehmen noch
immer
all ihre Songs im eigenen Proberaum auf. Statt aufwendiger
Studiotechnik wird einfach ein Mini-Disc Recorder verwandt. Daher ist
der Sound rauh aber eben auch unverkennbar und besonders charmant.
Auf ihrem aktuellen Album zeigen sich RAI KO RIS von der eher
emotionalen Seite. Die Songs sind ausgefeilter, glänzen durch
ruhige Passagen und verzweifeltes Geschrei (wie immer Mann/Frau im
Wechsel). Kein Hau-Drauf Punk, dafür aber vielschichtig und
eigenständig. Immer an der Grenze zwischen Melancholie und
aufbrausendem Unwillen. Auch die Texte sind wieder vorbildlich und
beschäftigen sich einmal mehr mit der Realität
Nepals, ohne
dabei in Phrasendrescherei abzugleiten. Und so gibt es hier
gleichwohl interessante und bedrückende Ansichten zu den in
Nepal allgegenwärten Themen: Armut, Ausbeutung und Monarchie.
Wer RAI KO RIS noch nicht kennt, dem sei dieses überaus
interessante Scheibchen ans Herzen gelegt. Alle denen die Band schon
ein Begriff ist, werden von der neuen CD begeistert sein. (TOP)
RAI
KO RIS - himalayan frostbite EP (www.geocities.com/raikoris)
Diese
Band aus Nepal ist ja nicht mehr all zu unbekannt, denn neben einigen
Veröffentlichungen, gab es ja auch mal ein Interview in dieser
Gazette. Es ist schön zu sehen, dass die Band fleissig ihrem
DIY
Prinzip treu bleibt, mittlerweile eine Tour in Südostasien
überstanden hat und immer mehr Platten
veröffentlicht. Neu
und super ist diese in den USA erschiene EP, die vier Songs
beinhaltet. Ehrlich gesagt habe ich keinen Überblick, ob diese
Lieder schon auf ihren Tapes erschienen sind, oder ob dies hier neue
Aufnahmen sind. Wie dem auch sei, die EP ist auf 500 Stück
limitiert und alleine deswegen eine lohnende Anschaffung,
schliesslich ist man ja blödsinniger Punkplatten Sammler. Aber
auch musikalisch reizt mich dieser trashige, rohe und harte Punk, den
Rai Ko Ris spielen. Die Aufnahmen wurden wohl wieder im eigenen
Studio mittels einem Mini-Disc Recorder gemacht. Daher wird erneut
die ungeschliffene Energie eingefangen. Neben dem wechselnden
Frau/Mann Gesang haben sie auch zusehends einen Crust/Grind Einfluss,
der mir gut gefällt. Vor allem, wenn die Songs zwischen
melodischen Parts und Schreiattacken pendeln. Schöne Scheibe! (TOP)
RASH
- gorelandia Tape/CD (rash_punx@hotmail.com)
Rash
aus Mexiko fand ich schon auf ihrem ersten Tape und auf ihrer
Split-EP mit Apatia No äusserst cool. Hier ist nun also ihr
neues Album, welches wohl gleichzeitig auch das letzte sein
dürfte,
denn wenn ich mich jetzt nicht ganz dumm täusche hat sich die
Gruppe wohl aufgelöst. Wenn das wirklich stimmt, wäre
es
jammerschade, denn Rash sind wirklich saucool. Sie spielen ziemlich
fetten Hardcore/Punk mit tiefem, herausgepresstem Gesang und
gelegentlichen Kreischparts. Keine Bange liebe Punkrock Fans, hierbei
handelt es sich trotz des Titels weniger um eine Crust oder Grind
Band, sondern vielmehr eine harte, düstere Band, die trotz
ihrer
Anleihen bei Tragedy oder From Ashes Rise hauptsächlich von
Punk
beeinflusst ist. Okay, hin und wieder zeigt sich schon, dass die
Gruppe durchaus auch die härtere Gangart spielen kann,
dafür
entschädigen die eher schleppenden und destruktiven Mid-Tempo
Songs. Und zwischendurch gibt es dann auch mal einen fast
gedichtartig vorgetragenen ‘Song’ ohne wirkliche
Musik. Insgesamt
endet kaum ein Song mit der gleichen Geschwindigkeit mit der er
begonnen hat. Entweder wird kräftig losgeprügelt oder
eben
ganz langsam das Gas rausgenommen. Immer sind Rash
überraschend
und vielschichtig. Das alles zeugt vom Können und dem
Abwechslungsreichtum, der dieser Band zugrunde liegt und macht
letztendlich auch das besonder von Rash aus. Insgesamt 15 supergute
Songs!! (TOP)
RECIKLAJE - hartxs
estamos CD-R (www.myspace.com/kzlrcs)
Eine
relativ neue Band aus Peru stellt sich mit ihrer ersten CD-R
Veröffentlichung vor. Ausnahmsweise mal eine Band, die nicht
aus
Lima sondern aus Callao stammt. Es geht gleich mit einem
Anarchopunk-Manifest als Intro los. Da bleiben wirklich kaum Fragen
offen und deutlich unterstreicht die Band hiermit ihren politischen
Anspruch. Der lässt sich so ziemlich aus jeder Textzeile der
Band herauslesen (englische Übersetzungen liegen bei).
Natürlich
geht es hier um Ungerechtigkeit, Kapitalismus und den Kampf gegen die
beschissene Welt. Nicht wirklich neu, aber leider immer noch aktuell.
Reciklaje untermalen ihre Texte mit ruppigen Punkrock. Hin und wieder
gibt es Ausflüge in schnellere Gefilde und vor allem durch den
verzerrten Gesang entsteht dann ein heftige Punk-Brett. Ansonst ist
aber eher Mid-Tempo angesagt, was der Band ebenfalls gut zu Gesicht
steht. Gut, simpler Punk! Die CD erscheint als sehr schön
aufgemachte CD-R. Der Rohling wurde schön bedruckt und das
Cover
ist ein professionelles Auffalt-Digipack mit allen Texten und Infos
zur Band. So stellt man sich eine CD-R Veröffentlichung vor! (TOP)
REVOLVER
/ IMPERIYA SNEGOV split-EP (Tian An Men 89 Recs)
Wisst
ihr wo Karelia liegt? Ich auch nicht, scheint aber irgend eine
Teilrepublik von Russland zu sein. Wie dem auch sei, auch dort hat
sich Punk ausgebreitet und da Lük Haas gerade dabei ist
sämtliche obskuren Gebiete Russlands abzuklappern und die
musikalischen Raritäten auf Platte zu
veröffentlichen,
schneit mir dieses EP ins Haus. Ich nehme an mein Freund Sharapov aus
St.Petersburg hat mal wieder die Fingerchen im Spiel gehabt, denn
wenn es um coole Bands aus Russland geht, dann ist er der absolute
Fachmann. Revolver sind eine ganz feine, abgedrehte Surf, Trash, Rock
Band. Sehr guter Sound und witzige Musik, die klingt wie aus einem
billigen 60er Jahre Streifen. Hat nichts mit Punk zu tun,
gefällt
mir aber trotzdem sehr gut. Imperiya Snegov sind eigentlich auch
keine richtige Punkband. Ihre Lieder klingen extrem abgedreht und
überraschen durch Flöte, seltsamen Gesang,
gelegentliche
Pogoparts, Grindtrash, Mundharmonika, etc. Total abgefahren aber
irgendwie auch sehr gut. Hier werden eben alle Konventionen
gesprengt. Nichts für Punks, aber für Leute, die auf
durchgeknallte Musik abfahren! (TOP)
SECOND
COMBAT - what has inspired u? EP (www.commitmentrecords.nl)
Diese
Band aus Malaysia war gerade auf Tour in Europa und ich habe sie
leider verpasst. Wenn euch das auch so erging, dann könnt ihr
euch jetzt mit dieser feinen EP trösten. Second Combat sind
irgendwie das Aushängeschild der Straight Edge Szene
Malaysias.
Kein Wunder, den dieser wirblende Old School Hardcore mit
eingängiger
Struktur, unprolligen Chören und treibender Energie begeistert
gewaltig. Alles wirkt hier etwas hymnisch, melancholisch, aber auch
kämpferisch. Allerdings mit positiver Energie durchsetzt und
ohne gewalttätige Selbstbeweihräucherung. Man wirft
ja
gerne Bands aus dem Ausland vor, dass sie Trends wie Straight Edge
unhinterfragt aufnehmen und einen Abklatsch des Westens zelebrieren.
Dieser Vorwurf trifft auf Second Combat in keiner Weise zu. Das
lässt
sich deutlich an ihren Texten ablesen, die eben keine langweilige
‘Unity’ und ‘Brotherhood’
Hymnen sind, sondern gezielt und
direkt die Umstände in Malaysia angehen. Tolle EP von tollen
Leuten in toller Verpackung! (TOP)
SECRET
7 / JAHILIA - split-EP (thrashsteadysyndicate.cjb.net)
Nach
ihrer einseitig bespielten EP auf 625 schlagen Secret 7 aus Singapore
zurück und brezeln auf ihrer Split-EP gigantische 9 Songs
herunter. Zum Luftholen bleibt da nur wenig Zeit, denn die Band gibt
wirklich Vollgas. Die zwei Sänger überschlagen sich
fast
und ich glaube, dass der Schlagzeug gleich nach den Aufnahmen in
einer Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ziemlich geile Brett in
gutem Sound. Ich liebe ja den schnellen Kram, kein Rumpel-Oi!,
sondern unglaubliches Gehämmer!! Jahilia ebenfalls aus
Singapore
sind leider nicht ganz so großartig. Auch sie sind etwas
schneller, spielen hier 6 Songs, reichen aber trotzdem nicht an
Secret 7 heran. Im Vergleich wirken die Songs schon fast langsam.
Trotzdem sind auch Jahilia ziemlich okay. Sie legen mehr Wert auf ein
paar fette Chöre und haben vor allem durch den rauhen Gesang
einen ziemlichen Punkrock Flaire. Lohnt aber insgesamt alleine schon
wegen Secret 7! (TOP)
SECRET
SEVEN / F.P.O. split-EP (www.moocowrecords.com,
www.xfpox.tk)
Secret
Seven aus Singapur starten wohl langsam richtig durch. Nachdem sie
schon eine wunderbare Single auf 625 veröffentlicht haben und
eine Split-EP mit Jahilia nachgeschoben haben, kommt hier der dritte
Streich, bevor eine komplette LP ansteht. Südostasien ist noch
immer fest in Fastcore Hand und so wundert es nicht, dass Secret 7
auch hier 6 fulminante Brecher durch die Boxen jagen. Schnell
old-school Hardcore, der angenehm unprollig und ‘kids just
wanna
have fun’ mäßig abgeht. Dabei besingen sie
nicht nur die
heilige Hardcore Szene, sondern sprechen auch über das Leben
in
der Betonwüste Singapurs, für das sie
natürlich keine
schmeichelnden Worte finden. Klasse Hardcore von fitten Leuten. Auf
der zweiten Seite gibt es 7 Songs von F.P.O. aus Macedonien, der wohl
besten Band aus diesem Land. Auf wirklich sehr hohem Niveau
präsentieren sie hier hektischen Hardcore mit rasenden
Gitarren
und heiserem Gesang. Aber es wird nicht nur auf die zwölf
gehauen, sondern immer mal wieder ein Break oder ein melodischer Part
eingebaut. Dadurch erhalten die Songs Wiedererkennungswert und
ergehen sich eben nicht im ewig gleichen Stil. Prima Sache, dass auf
F.P.O. mit einer Reihe von persönlich/politischen Texten
aufwarten und somit die Single zum Meisterstück werden lassen.
Coole Scheisse, wirklich! (TOP)
SI
DOU LE - a dream in our heart EP (www.punkdeluxe.net)
Und
zum Abschluss noch ein Plättchen, welches ich
veröffentlicht
habe und welches geradezu darauf wartet auf euren Plattentellern eine
Ehrenrunde zu drehen. Zur Europatour der chinesischen Punkrock Band
Si Dou Le ist diese kleine Scheibe erschienen. Nachdem ich im Jahr
2000 ein Split-Tape dieser Band veröffentlicht hatte,
überraschten mich die neuen Aufnahmen der Band vollkommen,
denn
ihr Sound hat sich stark entwickelt. Si Dou Le aus Wuhan spielen
kraftvollen, melodischen Punkrock, wie ihn europäische oder
amerikanische Bands auch nicht besser hinbekommen. Die Singalongs
kicken, die Melodien sind und der Sound ist packend. Für mich
das absolut beste, was es bisher aus China zu hören gab, denn
auch die Texte bewegen sich nicht in immer wiedergekäuter
Phrasenhaftigkeit, sondern vermitteln einen ganz eigenen Stil.
Zwischen Melancholie, positiver Energie und Frustration singen sich
diese vier Punks den Frust vom Leib. Auf gar keinen Fall verpassen -
die Single ist ein echter Brecher! (TOP)
SIN
APOYO - la cuidad del espectáculo Tape (sinapoyo@hotmail.com)
Wirktlich
sehr lange musste ich warten bis mir Raul das neue Tape von Sin Apoyo
aus Chile zugeschickt hat. Immerhin hat sich das Warten gelohnt, denn
seitdem ich das erste Tape von Sin Apoyo ins Herz geschlossen habe,
daraufhin ihre Split-EP mit Los Dolares veröffentlichte und
schliesslich die Jungs in Santiago kennen lernen durfte, ist eines
klar: Sin Apoyo sind absolute Könige in der chilenischen
Punk/Hardcore Szene. Alle neuen Aufnahmen übertreffen die
vorangegangenen und so bin ich auch diesmal vollends überzeugt
von diesen 12 superschnellen Hardcore Songs. Räudiger,
schneller
Punk mit sich überschlagenden Lyrics, trifft auf knallende
Breaks und wunderbare Chöre. Hier sitzt einfach alles... man
merkt das die Band einfach gut spielen kann und trotz ihrer hohen
Geschwindigkeit niemals verwaschen oder stumpf klingt.
Natürlich
wird hier nicht atemlos dahergeprügelt, so sind doch auch ein
paar eher langsame, nachdenkliche Stücke auf der Kassette, die
ebenfalls voll überzeugen können, pendeln sie doch
zwischen
athmosphärischer Zurückhaltung und wütendem
Ausbruch.
Erneut beweisen Sin Apoyo hier, dass sie zu den besten Bands Chile
gezählt werden können. Und für mich heisst
das, dass
ihr neues Album bald auf 10” LP auch für
Europäer
zugänglich gemahct werden wird! Also haltet die Augen auf! (TOP)
SIN
APOYO - la ciudad del espectaculo 10” (www.punkdeluxe.net)
Nachdem
ich unzählige Wochen auf das Cover dieser flotten Platte
warten
musste, hat es zum Glück doch noch geklappt! Sin Apoyo aus
Chile
haben es geschafft mit vereinten Kräften ihr in Chile
erschienen
Tape in Europa auch als Vinyl Version erhältlich zu machen.
Das
Tape habe ich ja schon in einer vorangegangenen Ausgabe besprochen.
Geändert hat sich seit dem am Sound natürlich nix.
Noch
immer gibt es 14 (zwei Bonussongs) Trax fast forward Hardcore mit
politischen aber keineswegs phrasenhaften Texten. Sin Apoyo spielen
einfach unverbrauchten, frischen Hardcore mit gelgentlichen
Ausflügen
in etwas emotionalere und melancholischere Bereiche. Und
natürlich
ist die Band geprägt vom süd amerikanischem Sound. Es
wird
also gehobelt, dass die Spähne nur so spritzt. Zusammen mit
den
geilen Chören und dem keifigen Gesang, ist das eine wahre
Freude. Zum Glück sind auch die Texte der jungen Anarchopunks
keinesfalls platt, sondern eher kryptisch verschlüsselt und
poetisch. Das schicke silberne Cover beinhaltet Übersetzungen
ins spanische und englische. Gibt’s direkt bei mir oder in
jedem
anständigen Mailorder! (TOP)
SUSPIRIA
- just a state of mind / to those who are leaving CDs
Reunion
Island? Da musste auch ich erstmal im Atlas nachschlagen. Ein kleines
Eiland in der Nähe von Madagaskar, welches nachwievor ein
Übersee-Department Frankreichs ist. Und da gibt es Punks? In
der
Tat, so beweisen es Suspiria aus der Hauptstadt Saint-Denis, deren
zwei Alben ich überspielt bekommen habe. Allerdings ohne
nähere
Infos und Kontaktadressen - sehr schade, wie ich finde, denn Suspiria
spielen nicht den Emocore oder Green Day-Poppunk, wie er an jeder
Ecke der Erde aufzutreiben ist, sondern absolut genialen, wuchtigen
Hardcore. Ich bin richtig zusammengezuckt, als der erste Song durch
die Boxen krachte. Wirbelnder Hardcore mit krassem Crust/Grind/Metal
Einschlag, der mich hier wirklich verdattert zurück
lässt.
Gut produziert wird hier Tempo gemacht und durch verschiedene
Sänger
ein dichtes Geflecht aus Gesang, Geschrei und Gegrunze geflochten.
Der Gitarrist hört wohl gerne Metal, während vor
allem die
Sänger ihre Vorliebe für Crust/Hardcore freien Lauf
lassen.
Daraus ergibt sich wirklich eine vorzügliche Mischung von
geballter Härte und wütender Punkrock Energie. Das
zweite
Album ‘to those who are leaving’ legt in Punkto
Metalleinschlag
noch ein wenig zu und wirkt aufgrund des Gesangs dann schon wie eine
feine Grindscheibe. Ganz großes Kino, aber wie ich mir habe
sagen lassen hat die Band sich bereits aufgelöst.
Überaus
schade, muss ich sagen. (TOP)
TERROR
Y MISERIA - somos lo ke hacemos para... CD (www.deskontento.cjb.net)
Die
1998 erschienene Single dieser Band hat mich damals völlig aus
den Latschen gehauen, ein Meilenstein, der hier immer noch seine
Runden auf dem Plattenteller ziehen darf. Leider habe ich die Jungs
damals in Buenos Aires nicht getroffen, da sie damals im Studio
rumgefummelt haben und kaum Zeit hatten. Hier also endlich das
Ergebnis. Eine neue CD mit 12 Songs plus den Aufnahmen der Single als
Bonus. Argentinien hat ja bekannter Maßen im Jahr 2001 einen
brutalen wirtschaftlichen Zusammenbruch erlitten, an dem unser lieber
Bundespräsident Köhler - damals noch Direktor des
internaionalen Währungsfonds - nicht ganz unbeteiligt ist.
Terror y Miseria widmen sich daher auf ihrer CD den Auswirkungen, die
wirtschaftlicher Zusammenbruch, Revolten, Repression auf die Menschen
haben und hatten. Die Aussagen und Texte sind dementsprechend hoch
politisch und werden immer wieder durch Samples von Demonstrationen
und Reden angereichert. Natürlich alles auf spanisch... aber
zumindest sind im superfetten Booklet alles Texte auf englisch und
französisch übersetzt. Garniert wird dieses Dokument
der
Wut gegen den Kapitalismus mit coolem Anarchopunk, der sich mal
ausnahmsweise nicht an Crust/Grind orientiert. Einziges Manko an
dieser CD ist die eher schlechte Aufnahmequalität der Songs.
Da
wäre bestimmt noch mehr zu holen gewesen - aber die
finanzielle
Lage der Aktivisten ist bestimmt auch nicht die beste. Insofern
drücken wir mal ein Auge zu. (TOP)
TROPIEZO
- el fantasma antillano EP (www.pagina.de/tropiezo)
Neben
Cojoba sind Tropiezo wohl die umtriebigste Band Puerto Ricos und dass
sie schon in aller Welt bekannt sind, hat seinen Grund: sie spielen
einfach großartigen Hardcore! So auch auf ihrer neusten
Scheibe, die in den USA erschienen ist. 9 Songs, bei denen schon die
Anzahl deutlich macht, dass hier auf’s Gaspedal
gedrückt wird.
Allerdingsgibt es hier keine grenzenloses Fastcore Geballer, sondern
stimmige Songs mit relativ deutlichem Gesang, langsamen Passagen und
kleinen Experimenten, die die Songsstrukturen angenehm auflockern.
Dieser Siebern ist zudem sehr gut produziert, begeistert aber dennoch
durch einen gewissen Grad an Rauheit. Wird Zeit, dass die Band auch
in Europa auf Tour kommt, denn bei diesen Hymnen kann man sich die
Pogoschlacht schon richtig ausmalen. Tropiezo befassen sich in ihren
Texten zumeist mit sozio-politischen Themen und beweisen damit einmal
mehr, dass coole Musik und politische Texte durchaus zusammen
gehören/passen. Tolle Single, die allerdings bei den
beteiligten
Labels schon ausverkauft ist. (TOP)
V/A
YERALIT TÜRKIYE Tape (www.empty-head-records.de)
Neulich
war ich mal wieder total von den Socken. Irgendjemand hat da ein paar
alte Singles aus der Türkei ausgegraben. Bereits im Jahr 1975
bis 1978 hat sich die türkischen Band Grup Cigrism mit
Protopunk, Punkrock und das, was sie dafür hielten
auseinandergesetzt. Von der Türkei als Entwicklungsland des
Punk/Hardcore zu sprechen ist also etwas verfehlt. Aber
tatsächlich
haben nur wenige Aufnahmen ihren Weg nach Westeuropa gefunden. Hier
wird nun also Abhilfe geschaffen, denn Greffo hat hier einen wirklich
feinen Sampler mit interessanten Punkbands der neuen Generation auf
den Markt geworfen. In 60 Minuten geben sich hier ein Haufen Bands,
die Klinke in die Hand, von denen ich zuvor noch nicht einmal den
Namen gehört habe. Kagit Ucak, Cemiyette Pisiyorum, Kilink,
Poster Iti, Harclalem, Margo Teo Company, um nur mal ein paar zu
nennen. In 19 Songs wird hier deutlich vor Augen und Ohren
geführt,
dass die Undergroundszene der Türkei aktiv und lebendig ist.
Und
dabei handelt es sich nicht um irgendwelche schrammligen Aufnahmen
aus irgend einem Hinterhof, sondern um gut produzierte und
arrangierte Knaller. Natürlich gibt es hier
hauptsächlich
(oder ausschließlich??) Bands aus Ankara und Istanbul zu
hören,
aus zwei Städten also, die von der Realität der
Osttürkei
meilenweit entfernt sind. Trotzdem wirken die Songs nicht wie platte
Kopien westlicher Bands, sondern transportieren auf
eigentümliche
Weise eine ganz eigenen Stil, der sich natürlich im Gesang,
aber
vor allem auch in der Musik deutlich bemerkbar macht. Es klingt hier
doch tatsächlich ein sehr eigenständiger
türkischer
Stil durch, der mir wirklich gut gefällt. Vor allem Kilink mit
ihrem kräftigen Punk, den angenehmen Ska-Parts und der
mitreissenden Produktion gefallen mir besonders gut. Aber auch die
anderen Bands sind von vortrefflicher Qualität. Ein wirklich
ganz heisser Tip für Leute, die sich mit melodischem Punkrock,
Skapunk und Streetpunk gut versorgt fühlen. Sehr
schöner
Sampler, der hiermit allen ans Herzchen gelegt ist. (TOP)
V/A
THRASH IT UP CD (epidemic_distro@hotmail.com)
Irgendwie
kommt es mir so vor, als seien im Laufe der letzten Jahre
unzählige
Sampler mit südostasiatischen Fastcore Bands erschienen. Und
hier ist eine neue Scheibe in der Sammlung. 4 Bands
präsentieren
hier jeweils zwischen 7 und 10 Songs. Für Kenner der Szene
sind
auch alle Bands keine Unbekannten mehr. Yogyakarta (Singapur),
Relationshit (Indonesien), Under Attack (Singapur) und Suara Anak
Muda (Malaysia) zählen allesamt zu den
Aushängeschildern
der südostasiatischen Fastcore Gemeinde. Kein Wunder also,
dass
dieses Release bestens reinläuft. Alle Bands spielen
hochklassigen schnellen Hardcore in ansprechender
Soundqualität
und mit einer sehr gesunden DIY Einstellung. Auf unterschiedliche Art
beschäftigt sich jede Gruppe mit den Problemen ihrer Szene und
ihrem eigenen Selbstverständnis in einer politisierten
Underground-Kultur. Vor allem Under Attack und Suara Anak Muda
können
mich völlig überzeugen. Abgedrehter und verzerrter
Hardcore
mit knappen Songs, deutlichen Aussagen und einer nicht von der Hand
zu weisenden Punk-Attitüde. Das gefällt mir ziemlich
gut,
da es ja immer noch viel zu viele Menschen gibt, die den Graben
zwischen Hardcore und Punk weiterhin vertiefen. Dieser
wunderschön
aufgemachte Sampler unterstreicht, dass es auch anders geht. (TOP)
V/A
WAG NYONG GWAIN TA SA BAHAY Tape (www.strafraumpogo.de.vu/)
Das
einzige Land in Südostasien, welches schon sehr früh
eine
Punkszene entwickelt hat sind die Philippinen. Vielen Leuten ist
nicht bewusst, dass schon Mitte der 80er Jahre eine Vielzahl von
Punkbands ihre Unwesen trieb und tatsächlich auch Aufnahmen
veröffentlichte. Das umtriebige Label Twisted Red Cross war
damals für zahlreiche klassische Veröffentlichungen
verantwortlich. Bands wie Philippine Violators, Betrayed, Dead Ends,
I.O.V. oder R.D.A. sollte man sich unbedingt mal reinziehen. Damit
ihr jetzt nicht völlig entgeistert in die Röhre
schaut,
verrate ich euch auch, wo ihr diese Perlen der frühen
Punkszene
der Philippinen finden könnt. Der
Blog:
http://philippines80shardcore.blogspot.com/ ist in dieser
Hinsicht die Erfüllung all eurer Träume. Wenn ihr
euch
allerdings für die aktuelle Punkszene der Philippinen
interessiert, die ja leider nicht so bekannt ist, dann empfehle ich
euch diesen feinen Tapesampler, der von Mika vom Strafraumpogo
Fanzine zusammengestellt wurde. Neben einigen den bereits
erwähnten
alten Bands, gibt es auf diesem sehr schön zusammengestellten
Tape auch alle relevanten Bands der aktuellen Punk-Generation. Neben
einige Bands, die zumindest mir schon etwas geläufiger sind
(wie
z.B. Feud, A.D.A. Choke Cocoi, Istukas over Disneyland, etc.) gibt es
hier sehr viele Gruppen zu entdecken, die wahrscheinlich nur Menschen
bekannt sind, die im direkten Kontakt mit der Szene vor Ort sind.
Richtig toll an dieser Compilation ist also nicht nur, dass es einige
zu entdecken gibt, sondern vor allem, dass Mika sich in der
Zusammenstellung richtig Mühe gegeben hat, um einen groben
Gesamtüberblick über verschiedene Spielarten und
Genres zu
bieten. Hier findet sich also Hardcore, Punk, Skapunk, Gekloppe und
Gepoppe! Eine wirklich sehr kurzweilige und gleichzeitg informative
Kreuzfahrt durch die Szene. Versehen ist das Tape dann auch noch mit
allen nützlichen und wichtigen Kontaktinformationen. Wirklich
ein sehr schöner Sampler, der sich in jedem Tapedeck gut macht
(leider gibt’s ja nicht mehr so viele Tapedecks...
schnüff
schnüff). (TOP)
V/A
BISHKEK IS BURNING EP (Tian An Men 89, tam89@excite.com)
Aha,
der King of exotic underground hat mal wieder ein paar
Veröffentlichungen an den Start gebracht. Und was hat man
lieber
als feine Sampler aus Ländern, von denem man noch nicht einmal
weiss, wo sie sich genau befinden. Dieser Sampler versammelt ganze 5
Bands aus Kyrgystan. In gewohnt spärlichster Aufmachung gibt
es
einen coolen Punkrock Songs mit typisch russischem Sound, zwei
experimentellere Songs, einen ziemlich guten Skasong und ein Lied,
welches ein wenig an den Minimalpunk von Grashdanskaya Oborona
erinnert. Insgesamt also eine feine und interessante
Zusammenstellung, die auch über den eng gesteckten Punkrahmen
hinaus schaut. Guter Sampler. (TOP)
V/A
PLAY FAST DIE YOUNG Tape (www.geocities.com/uproarscene)
Ein
schön aufgemachter Sampler mit 5 Fastcore Bands. Gampang sind
aus Malaysia und spielen ungebremsten Hardcore mit grindigem Gesang.
Die Songs sind mir manchmal zu simpel gestrickt... es geht eben nur
auf die zwölf, ohne auch mal ein schönes Break oder
einen
langsamen Part einzubauen. Trotzdem ganz okay. Gudang X Garam aus
Indonesien machen das schon viel besser, denn ihre Songs sind zwar
auch extrem schnell, aber auch viel sauberer gespielt und kommen
daher wesentlich knalliger. Der Gesang ist hektisch und
überzogen
und passt wunderbar ins Gesamtbild. Positif Power sind ebenfalls aus
Indonesien, erinnern mich aber total an die alten Aufnahmen von Geeks
aus Korea. Old School Hardcore mit kreischiger Stimme. Leider ist der
Sound ein bisschen dünn, darunter leidet der Gesamteindruck.
Escobar sind aus Frankreich haben zwar sehr geile Texte, der Sound
ist aber ziemlich schlecht, dumpf und ohne Wucht. Schade eigentlich,
denn ihre kurzen Attacken erinnen irgendwie an die göttlichen
Charles Bronson... aber so klappt es dann leider doch nicht. Manusia
Buatan sind dann wieder aus Indonesien und sie machen alles richtig.
Schnell, ungestühm, wild und rabiat, werden hier die Songs
herunter gedroschen. Auch hier ist der Sound nicht optimal, aber das
gleicht die Band durch Energie und den abgedrehten Gesang
aus.Insgesamt muss ich sagen, dass die indonesischen Bands ihre
Kollegen weit in den Schatten stellen. Die schöne Aufmachung
und
die Tatsache, dass auch die eher uncoolen Songs innerhalb von
Sekunden vorbei rauschen, machen diesen Sampler trotz einiger nicht
so prickelnder Songs, empfehlenswert. (TOP)
WHEN
MY AUTHORITIES FALL - st EP (diyhc@yahoo.com,
www.wmaf.core.lv)
Kollege
Szarapow aus St.Petersburg hat mir bei seinem Aufenthalt in Freiburg
eine handvoll dieser Singels übelassen. Ich war
überglücklich,
hatte ich mich doch schon ein paar Wochen nach dieser Single
umgeschaut. Denn aus Lettland gibt es ja wahrlich nicht gerade eine
Schwemme an Hardcore Bands. Umso froher bin ich, wenn es dann mal
eine coole lettische Band auf Vinyl schafft. Und W.M.A.F. sind
wirklich sehr geil. Fett produzierter emotional angehauchter Hardcore
mit einem sehr wilden und kräftigen Element. Diese Band
besitzt
Dynamik und Drive und kombiniert hier zurückgesetzte Passagen
mit wilden Ausbrüchen. Das ganze kann sich locker mit
europäischem Hardcore Standart messen, übertrifft
viele
peinliche Klischeebands zudem durch Intensität. Dazu schreien,
wimmeren, singen und kreischen hier eine Frau und ein Mann in dieser
seltsamen lettischen Sprache. Aber keine Bange, auf eine
Textübersetzung muss man nicht verzichten. Die wird hier mit
ausführlichen Erklärungen mitgeliefert. Und da zeigt
sich,
dass W.M.A.F. auch textlich auf der guten Seite stehen. In
unverkrampfter und unpeinlicher Art widmen sie sich der Kritik an der
kapitalistischen Gesellschaft und an der Grenzpolitik Europas. Tolle
vier Songs, die Anspruch und Musik auf ganzer Linie perfekt
kombinieren. (TOP)
YOUNG
AND DANGEROUS - dangerous youth CD (www.myspace.com/yxaxdangerous)
Rotzigen
und freche Thrashpunk aus Malaysia gibt es auf dieser CD. 16 mal
ballert diese lustige Band ihre knappen, rüden und
ungestümen
Songs hervor. Schneller Hardcore mit punkigen Moshparts (kein
Metalshit), gegrölten Backings, schepperndem Schlagzeug,
nölig
verzerrtem Gesang und einer Unmenge an Spaß. Das hier sind
wohl
noch ziemlich junge Kerle... und so strotz das Machwerk vor Energie.
Ich wette dass die Band sich noch deutlich weiterentwicklen wird und
vor allem bei der Geschwindigkeit noch einen Zacken mehr drauf
bekommt. Für meinen Geschmack könnte es
nämlich ruhig
noch ein wenig flotter zur Sache gehen. Dafür beweist die Band
in ihren Texten, dass sie ziemlich kluge Köpfen sind und den
richtigen Punkspirit im Blut haben. (TOP)